piwik no script img

Bushs Vorzeigedemokrat

Der neue US-Transportminister ist unauffällig und heißt auch so: Norman Mineta

Da ist er nun, der lang erwartete Demokrat im Kabinett George W. Bush: Norman Y. Mineta, 69 Jahre alt und seit Juli 2000 Clintons Handelsminister, soll als neuer Transportminister das parteiübergreifende Aushängeschild der konservativen Truppe werden, die ab 20. Januar die USA regieren wird. Das scheint ihn jedoch nicht weiter zu interessieren: „Es gibt keine demokratischen oder republikanischen Autobahnen, keinen republikanischen oder demokratischen Stau und auch keine demokratische oder republikanische Flugsicherheit“, sagte er bei seiner Vorstellung in Washington.

Mineta war immer der Erste. Der erste asiatischstämmige US-Amerikaner, der in den Stadtrat seiner Heimatstadt San José in Kalifornien gewählt wurde, war er 1967. Vier Jahre später der erste Asian American, der zum Bürgermeister einer größeren US-Stadt gewählt wurde – wiederum San José. 1974 wurde Mineta für Silicon Valley in das Repräsentantenhaus gewählt, dem er bis 1995 angehörte. Er gründete den „Asian American Caucus“ im Kongress, war sich stets bewusst, dass er aufgrund seiner Abstammung überall Neuland betrat.

Seine Familiengeschichte hat ihm das nahe gelegt. Zusammen mit seinen Eltern und 120.000 anderen wurde der japanischstämmige Mineta während des Zweiten Weltkrieges, als sich die USA im Krieg mit Japan befanden, interniert. 1988 war Mineta die treibende Kraft hinter dem Civil Liberties Act, in dem sich der Kongress offiziell bei den japanischstämmigen US-Amerikanern für das angetane Unrecht entschuldigte.

Im Repräsentantenhaus stand Mineta ab 1993 dem Verkehrsausschuss vor. 1995 wechselte er in die Vorstandsetage von Lockheed Martin und leitete 1997 eine Kommission, die sich mit den überfüllten Lufträumen in Ballungsgebieten befasste.

Im Juli, als Clintons Handelsminister William Daley Gores Wahlkampfleiter wurde, gab Mineta „trotz finanzieller Einbußen“ den Managerposten auf und ließ sich zum ersten asiatischstämmigen Minister eines Bundeskabinetts machen. Der ganze Kongress jubelte. Einstimmig wurde Mineta vom republikanisch dominierten Senat bestätigt – und fiel nicht mehr weiter auf. Zwar fällt einer der größten handelspolitischen Erfolge der Clinton-Regierung in Minetas Amtszeit, nämlich die Billigung des Kongresses zur Etablierung normaler Handelsbeziehungen mit China, doch niemand kann diesen Erfolg tatsächlich Mineta zuschreiben. Insofern ist von ihm trotz Ressort- und Chefwechsels Kontinuität zu erwarten: Er wird auch unter Bush nicht weiter auffallen.

BERND PICKERT

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen