: Joschka Fischer im Faustkampf
Der Bundesaußenminister bekennt sich zu seiner militanten Frankfurter Vergangenheit. „Stern“ zeigt, wie Fischer auf Polizisten einschlägt. Die Union gibt sich empört
BERLIN dpa/taz ■ Außenminister Joschka Fischers militante Vergangenheit sorgt in der Union für Empörung. Der Grüne sei, so der stellvertretende Fraktionschef der Union, Wolfgang Bosbach, „in seinem Amt nicht länger tragbar“. Als Rücktrittsforderung wollte ein Unionssprecher das allerdings nicht verstanden wissen. Fischer hatte sich kurz vor seiner Zeugenaussage im Frankfurter Opec-Prozess Mitte Januar zu seiner Rolle bei den Frankfurter Hausbesetzerkrawallen Anfang der 70er-Jahre bekannt. „Ja, ich war militant“, sagte er dem Stern in einem Interview. „Wir haben Häuser besetzt, und wenn die geräumt werden sollten, haben wir uns gewehrt. Wir wurden verdroschen, aber wir haben auch kräftig hingelangt.“
Fotos des Magazins zeigen Fischer 1973 bei einer Schlägerei mit einem Polizisten. Bosbach kündigte ein parlamentarisches Nachspiel an: „Ich kann nicht ausschließen, dass wir die Sache im Bundestag zur Sprache bringen.“ Auch die Grünen rechnen mit negativen Folgen. Es könne „Kritik geben“ und das Ansehen Fischers „beschädigt werden“, sagte der Grünen-Außenpolitiker Christian Sterzing. Auf den Fotos ist zu erkennen, wie Fischer dem Beamten einen Faustschlag versetzt. Nach dessen Aussage hatte die Polizei damals zuvor eine Demonstration gewaltsam aufgelöst: „Damals lief ich allein und mit nichts in meinen Händen zum ersten Mal nicht mehr weg, sondern der Polizei entgegen.“
Fischer betonte, er sei immer entschieden gegen den bewaffneten Kampf eingetreten und habe auch nie einen Molotowcocktail auf Polizisten geworfen. „RAF und Revolutionäre Zellen waren nie mein Milieu, im Gegenteil.“
Der Zeugenauftritt im Prozess gegen seinen ehemaligen Weggefährten Hans-Joachim Klein sei ihm nicht unangenehm, sagte Fischer. Das sei ein Teil seiner Geschichte: „Ohne meine Biografie wäre ich heute ein anderer, und das fände ich gar nicht gut.“ Es sei die Tragödie Kleins, dass er sich mit den Revolutionären Zellen (RZ) eingelassen habe. „Wäre Hans-Joachim Klein in unserem Milieu geblieben, stände er heute nicht vor Gericht“, sagte Fischer.
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