: „Topographie“: Nicht alles vom Bund
Senatsbaudirektor Hans Stimmann spricht sich trotz drohender Kostenexplosion bei „Topographie des Terrors“ dafür aus, dass das Land weiter die Hälfte der Investitionen übernimmt. Kosten sollen unter 70 Millionen Mark bleiben
Das Gerangel um den Bau der „Topographie des Terrors“ in Kreuzberg geht weiter. Trotz anhaltender Diskussionen über mögliche weitere Kostensteigerungen auf 100 Millionen Mark hält Senatsbaudirektor Hans Stimmann weiter an einer 50-prozentigen Beteiligung des Landes an den Kosten der Gedenkstätte fest. Dies sei auch aus inhaltlichen Gründen geboten, sagte der oberste Stadtplaner des Landes der taz. Selbst wenn der Bund alle Kosten zu schultern bereit wäre, könnte das Land derzeit keine Antwort auf die Frage geben, wie hoch der Investitionsbedarf nun wirklich sei.
In einem Gespräch mit der Berliner Morgenpost hatte gestern dagegen Finanzsenator Peter Kurth (CDU) gefordert, dass es Gespräche mit der Bundesregierung darüber geben müsse, „in welcher Weise der Bau dieser nationalen Stätte in die Hauptverantwortung des Bundes übergehen kann“. Bisher besteht eine Übereinkunft, dass Bund wie Land je die Hälfte der ursprünglich geplanten 36 Millionen Mark für die „Topographie“ zahlen sollen. Mittlerweile werden die wahren Kosten jedoch auf etwa 90 Millionen Mark geschätzt. Baustaatssekretär Frank Bielka (SPD) will sogar nicht mehr ausschließen, dass die Baukosten auf 100 Millionen Mark steigen. Sein Senator Peter Strieder (SPD) hatte zu Wochenbeginn dagegen noch einmal bekräftigt, dass die Kosten für den ehrgeizigen Bau des Schweizer Architekten Peter Zumthor unter 70 Millionen Mark liegen müssen. Sonst werde man sich „von Zumthor trennen“. Der Architekt will sich derzeit öffentlich nicht zur „Topographie“ äußern.
Stimmann hob hervor, dass Kosten unter 70 Millionen Mark weiter das Ziel der Verwaltung seien. Es sei jedoch an Zumthor, Vorschläge zu machen, wie der Bau so modifiziert werden kann, dass der Architekt den von ihm unterschriebenen Vertrag und die darin vorgesehenen Kosten einhalten könne. Der Senatsbaudirektor räumte ein, dass man „ein bisschen frustriert“ sei, das Problem immer noch nicht in den Griff bekommen zu haben.
Es sei eigentlich „ein Unding“, so Stimmann, dass es so lange weder der Bauverwaltung noch dem Architekten gelungen sei, die wahren Kosten für die „Topographie“ zu ermitteln.
Wer schuld sei an der Kostenexplosion, sei jedoch nicht „monokausal“ zu erklären – ein Grund sei das sehr komplizierte Bauwerk, das Zumthor für das ehemalige Gelände der SS-Zentrale entworfen habe. Für Ende dieses Monats sei in Aussicht gestellt, mehr über die Kosten und mögliche Einsparmöglichkeiten zu veröffentlichen.
PHILIPP GESSLER
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