: Mehr Aids-Aufklärung
BERLIN ddp ■ Die Neuinfizierungen mit dem HIV-Virus verlagern sich zunehmend in die sozial schwächeren Bevölkerungsschichten. Vor 15 Jahren sei Aids „eine Krankheit der reiselustigen, meist homosexuellen Mittelschicht“ gewesen, sagte Rainer Schilling von der Deutschen Aids-Hilfe. Diese habe das Virus nach Deutschland gebracht. „Heute hat sich die Ausbreitung des HIV-Virus von der Mitte nach unten verlagert. In der Mittelschicht haben die Neuinfizierungen abgenommen“, erklärte Schilling. Der Grund dafür liege auch in der vergleichsweise schlechten Aufklärung sozial benachteiligter Bevölkerungsschichten. Häufig wüssten sie nicht ausreichend über Gefahren und Ansteckungsmöglichkeiten Bescheid. „Diese Menschen erreichen Sie nicht über Broschüren oder Info-Hotlines. Da müssen Sie Streetworker einsetzen, die auf die Straße gehen, mit den Leuten reden und überhaupt erst ein Problembewusstsein schaffen“, betonte Schilling. Nach Angaben des Robert-Koch-Instituts sind mehr als drei Viertel der derzeit rund 37.000 HIV-Infizierten in Deutschland männlich. Dieses Verhältnis gilt auch für die rund 2.000 Neuinfizierungen in diesem Jahr, von denen ebenfalls zu drei Vierteln Männer betroffen sind. Als größte von Aids betroffene Gruppen nannte Schilling homo- und bisexuelle Männer. Die Zahl der Neuansteckungen bei Frauen ist laut Aids-Hilfe im letzten Jahr zwar leicht gestiegen, es handle aber um keine drastische Zunahme, wie Schilling betonte. Frauen infizierten sich meist durch Geschlechtskontakt mit bisexuellen Männern oder mit Drogenkonsumenten.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen