Noch ein Haufen Arbeit

Senat will Arbeitslosenzahl in diesem Jahr unter die 60.000-Marke bringen. Arbeitsamt hält das allerdings für wenig wahrscheinlich  ■ Von Peter Ahrens

Arbeits- und Sozialsenatorin Karin Roth sagt solche Sätze ebenso gern wie regelmäßig: „Auch hier liegt Hamburg wieder mit der Nase vorn.“ Diesmal bei der Arbeitslosenzahl. Die ist gegenüber dem Vorjahr um 9400 gesunken. Die 70.000-Grenze ist erreicht, und am Jahresende 2001 will der Senat verkünden, die Zahl der Arbeitslosen unter 60.000 gedrückt zu haben. „Das ist ein realistisches Ziel“, sagt die Sozialdemokratin. Der Direktor des Hamburger Arbeitsamtes, Rolf Steil, hält das dagegen für wenig wahrscheinlich: „Bei der Zielzahl 60.000 habe ich meine Bedenken.“

Steil ist um einiges vorsichtiger als Roth. Er rechnet eher damit, die 65.000er-Marke in diesem Jahr zu unterschreiten. Die Konjunktur wird zwar wohl auch 2001 gut laufen, doch viele kleinere Unternehmen seien „irritiert“ durch Diskussionen um den von der Bundesregierung gesetzlich verordneten Ausbau von betrieblicher Mitbestimmung und Teilzeitarbeit – sie halten sich mit Neueinstellungen zurück. Außerdem gibt es nach wie vor Branchen, die dem Arbeitsamtschef Sorgen machen. Das Baugewerbe habe „die Talsohle noch nicht erreicht“ und auch im Handel werde es kaum noch Wachstum geben. Daneben dürfe man nicht vergessen, dass „die Industrie auf lange Sicht weiter Arbeitsplätze abbaut“. Im Moment habe man „einfach eine Glückssträhne“. Die nicht ewig anhalten kann: „Es gibt schon einige Fragezeichen“, sagt Steil.

Roth hält es dagegen eher mit den Ausrufezeichen. Sie zählt auf: Die Arbeitslosenquote liegt mit 8,2 Prozent klar unter dem Bundesdurchschnitt, 60 Prozent aller ABM-Beschäftigten waren nach Ende der Maßnahme nicht mehr arbeitslos, Langzeitarbeitslose „bekommen wieder eine Chance am Markt, die sie vorher nicht hatten“, und fast 1900 Sozialhilfeempfänger habe man in dem Programm Tariflohn statt Sozialhilfe untergebracht. Den Streit zwischen Behörde und Arbeitsamt um die Finanzierung von ABM-Stellen zur Jahresmitte – „Ich habe dafür ja extra meinen Urlaub abgebrochen“ – habe man gelöst: Das Arbeitsamt habe versichert, die fast 2100 Stellen weiter zu fördern.

Probleme sieht sie lediglich bei den AusländerInnen, die fast ein Drittel der Arbeitslosen in der Stadt ausmachen. „Da müssen wir ran.“ Das sieht auch Steil so, der ansons-ten von einem „guten Start ins Jahr“ spricht. Der leichte Anstieg der Arbeitslosenzahl im Dezember ist deutlich niedriger ausgefallen, als er es sonst zu Winterbeginn zu tun pflegt. Ob es bei dieser Entwicklung bleibt, hängt nicht zuletzt vom Wetter ab. In einem Monat weiß Steil mehr: Ende Januar werde traditionell der Jahreshöchststand an Arbeitslosen erreicht. Danach ist er „dann zuversichtlich, dass es in das Frühjahr geht“. Dies ist tatsächlich ein realistisches Ziel.