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Personalexport ohne Folgen

Obwohl in der grünen Bundespartei Politiker aus Berlin eine wichtige Rolle spielen, hat der Landesverband dort nichts zu melden. Er gilt als die letzte Bastion der Fundis in der Partei

von RALPH BOLLMANN

Berlin ist Spitze – zumindest im grünen Personaltableau: Keinem anderen Landesverband hat die Partei so viele ihrer Spitzenkräfte zu verdanken. Zwar nimmt Exministerin Andrea Fischer jetzt wieder als einfache Abgeordnete im Bundestag Platz. Doch mit der neuen Verbraucherschutzministerin Renate Künast bleiben die Hauptstadt-Grünen am Kabinettstisch vertreten. Und in Brüssel hält Michaele Schreyer als Europa-Kommissarin die Stellung. Lediglich auf den Posten der Parteisprecherin werden die Berliner nach Künasts Wechsel wohl verzichten müssen.

„Es muss nicht zwingend wieder eine Berlinerin sein“, kommentiert die grüne Landessprecherin Regina Michalik den möglichen Verlust höchst gelassen. Das ist kein Wunder: Schließlich hat der Landesverband den umfangreichen Personalexport schon in der Vergangenheit nicht in politischen Einfluss ummünzen können. Im Gegenteil: Hatte die Berliner Polit-Prominenz den lange ersehnten Aufstieg in die Bundes- oder Europapolitik endlich geschafft, zeigte sie an der schnöden Landespolitik keinerlei Interesse mehr.

Der Grüne Bernd Köppl, Gesundheitsexperte im Abgeordnetenhaus, zeigt für derlei Absetzbewegungen durchaus Verständnis. Sich jahrelang als kleinere der beiden Oppositionsparteien an einer übermächtigen großen Koalition abzuarbeiten, sei eben nicht sonderlich attraktiv. Da sei es nachvollziehbar, wenn manche Parteifreunde überlegten, „was sie aus ihrem Leben noch machen können“.

Doch ist die Krise, wie Köppl einräumt, auch hausgemacht: In der einstigen Alternativen Liste, die erst 1990 der Bundespartei beitrat, sähen sich noch viele in der „Außenseiterrolle“ des „eingemauerten Westberlin“. Der Landesverband gelte als „letzte Fundi-Bastion“ und habe seinem Ansehen mit unglücklichen Personalentscheidungen geschadet. So fiel die Berliner Europaabgeordnete Ilka Schröder vor allem durch Querschüsse auf.

„Der Landesverband steht nicht in dem Ruf, die Erfolge der rot-grünen Bundesregierung euphorisch zu bejubeln“, bestätigt auch Michaliks Vorstandskollege Andreas Schulze: „Das hat auch Folgen für den Berliner Einfluss im Bund.“ Zudem hätten die Grünen in Berlin nur 3.500 Mitglieder – von 50.000 bundesweit. „Wer etwas einfädeln will“, so Schulze, „der redet eben zuerst mit Nordrhein-Westfalen.“

Fraktionschefin Sibyll Klotz will immerhin festgestellt haben, dass sich die Kommunikation durch Regierungsumzug und neue Bundesspitze schon verbessert habe. Es sei ohnehin nicht die Aufgabe der Spitzenkräfte aus der Hauptstadt, auf Bundesebene „nur als Berlin-Lobbyisten“ aufzutreten.

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