piwik no script img

Persilschein für Uran-Munition

Nach einer im Auftrag des Verteidigungsministers erstellten Studie waren deutsche KFOR-Soldaten nicht durch Uran-Munition gefährdet. PDS will Untersuchungsausschuss

BONN/BERLIN dpa/ap/ddp ■ Deutsche KFOR-Soldaten wurden nach Auffassung von Wissenschaftlern durch Uran-Munition im Kosovo nicht beeinträchtigt. Zu diesem Ergebnis kommt eine im Auftrag des Verteidigungsministeriums erstellte Studie des Forschungszentrums für Umwelt und Gesundheit (GSF). Untersuchungen der Soldaten hätten keinen Hinweis darauf ergeben, dass sie mit abgereichertem Uran belastet worden seien, sagte Eckhard Werner, Biophysiker am GSF, gestern in Bonn. Bereits am Mittwoch hatte Verteidigungsminister Rudolf Scharping (SPD) unter Bezug auf die Studie eine Gefährdung der Soldaten nahezu ausgeschlossen.

Im Kosovokrieg hatten die US-Streitkräfte auch Munition mit abgereichertem Uran gegen gepanzerte Ziele eingesetzt. Deutsche Soldaten seien vor und während ihres Einsatzes untersucht worden, betonte Werner. Die 121 ausgewerteten Urinproben hätten keine Belastung gezeigt.

Bei im Balkan stationierten Soldaten seien sechs Fälle von leukämieartigen Erkrankungen festgestellt worden, sagte Oberfeldarzt Dirk Densow. Dies entspreche der normalen Häufigkeit dieser Krankheitsarten in der Bevölkerung. GSF-Experte Werner wies darauf hin, dass Menschen auch unter normalen Umständen einer Belastung durch Uran ausgesetzt seien, da dieses in der Erde enthalten ist.

Um Leukämie durch Radioaktivität zu verursachen, müsste nach Meinung der Wissenschaftler Uran in weit höheren Dosen als Staub eingeatmet oder mit der Nahrung in den Körper aufgenommen werden. Dann wären die Betroffenen aber nicht Jahre später an Leukämie erkrankt, sondern direkt an der Giftigkeit des Schwermetalls gestorben.

Grünen-Fraktionschefin Kerstin Müller bekräftigte gestern die Forderungen nach internationaler Ächtung von Uran-Munition. Die PDS-Bundestagsfraktion will im Zusammenhang mit dem Einsatz der Uran-Munition einen Untersuchungsausschuss beantragen, sagte Fraktionschef Roland Claus gestern. Den Verantwortlichen sei die Wirkung der Munition bekannt gewesen.

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen