: Wasserdichtes Eigenlob
■ SPD eröffnet Wahlkampf: Bürgermeister und Parteichef bieten schöne Aussichten
Die Selbstzufriedenheit hat sich ein Dach gesucht und es im Haus des Sports gefunden. Dort sicherte sie sich gestern Abend ihren Platz unter fast 500 SPD-GenossInnen aus Altona und Eimsbüttel, die auf ihrer ersten Regionalkonferenz den sozialdemokratischen Wahlkampf in Hamburg eröffneten. Wasserdichtes Eigenlob, nirgends angefressen von Selbstkritik – die SPD und ihr Spitzenkandidat, Bürgermeister Ortwin Runde, erwecken den Eindruck, dass ihnen in diesem Wahljahr überhaupt nichts passieren kann. „Schöne Aussichten“ ist die neue SPD-Wahlkampf-Broschüre betitelt: „Die Nörgelei und das Schlechtreden überlassen wir den anderen“ sagt Runde.
Nur beste Aus- und Rücksichten hatte der Bürgermeister zu bieten. Hamburg – eine Stadt, in der fast alles gut läuft und es sich lohnt zu leben, so lautet die Botschaft, welche die SPD unters WählerInnen-Volk bringen will. „In keinem anderen Bundesland geht die Arbeitslosigkeit so weit nach unten wie in Hamburg“, freut sich Runde. Die Focus-Studie, die Hamburg zur attraktivs-ten deutschen Stadt für die Gutverdienenden gekürt hat, liegt ihm besonders am Herzen und wird wohl noch so manches Mal in diesem Jahr von ihm zitiert werden.
Endlos die Aufzählung sozialdemokratischer Wohltaten: Hamburg habe die „konsequenteste Hundeverordnung der Republik“, man habe „kräftig in die innere Sicherheit investiert“, und beim aktuellen Thema BSE versprach der Senatschef seiner unter Beschuss geratenen Gesundheitssenatorin Karin Roth „unser aller Unterstützung für Deine entschlossene Politik“. Probleme? Nicht wirklich: „Auch die Hindernisse bei A380 oder Arena werden wir überwinden.“
Für die Opposition blieb nur Herablassung: „Eine Partei wie die CDU, die im Wahlkampf auf Unterstützung aus Bayern angewiesen ist, kann einem ja fast schon Leid tun“, sagte Runde. CDU und Schill-Partei seien nichts anderes als „Scharfmacher“.
Und Parteichef Olaf Scholz befand: „Eine Partei, in der der kritische Dialog eine so große Rolle spielt, tut sich ja manchmal nicht leicht, sich vor allem anzuhören, was wir alles Gutes getan haben.“ Damit hatten die Altonaer und Eimsbüttler GenossInnen gestern Abend jedoch kein wirkliches Problem. Peter Ahrens
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