: Kirche wird zu Kindermuseum
Schwindende Gemeindemitglieder, marode Bausubstanz: Die Eliaskirche in Prenzlauer Berg wird umgenutzt
Zum letzten Mal hat sich am Sonntag die evangelische Eliasgemeinde zum Gottesdienst in ihrer Kirche in Prenzlauer Berg versammelt. Mit ihr wird erstmals seit dem Fall der Mauer ein Kirchenraum entwidmet und an einen nichtkirchlichen Nutzer abgegeben. Der Verein „Netzwerk Spielkultur“ will das Gebäude für 2,7 Millionen Mark zu einem Kinder- und Jugendmuseum um- und ausbauen.
Kirchenschiff und Altarraum sollen laut Planung in mehrere Ebenen unterteilt werden, über Treppen werden die Emporen als Räume zugänglich gemacht. Auf der hinteren Empore soll ein Café entstehen. Und auch der Kirchturm fehlt nicht in der Konzeption. Hier ist ein astronomisches Kabinett vorgesehen. „Die Kinder und Jugendlichen sollen sich den Ausstellungen mit allen Sinnen nähern können“, sagt Museumsleiterin Marie Lorbeer. Die Eröffnung der Eliaskirche als Museum ist Mitte des Jahres 2002 geplant.
„Das ist das erste Mal, dass eine Kirche in Berlin auf diese Art umgenutzt wird“, sagt der stellvertretende Bauamtsleiter der Evangelischen Kirche in Berlin-Brandenburg, Matthias Hoffmann-Tauschwitz. Insgesamt sei die Tendenz zwar „steigend“, die insgesamt 203 Berliner Kirchen auch für andere „Mitnutzer“ zu öffnen. Besonders in Mitte, Friedrichshain und Prenzlauer Berg stünden Landeskirche und Gemeinden mit den rund 70 „Arbeiterkathedralen“ der Jahrhundertwende vor großen Problemen. Die Zahl der Gemeindemitglieder sei zurückgegangen, die Bausubstanz vernachlässigt.
„Der Entschluss, die Kirche aufzugeben, war die einzige Möglichkeit, das Gebäude zu erhalten“, erklärt denn auch Pfarrer Gisbert Mangliers. Als der Sakralbau nach nur dreijähriger Bauzeit 1910 eingeweiht wurde, zählte die Eliasgemeinde rund 35.000 Gemeindemitglieder. Heute sind es noch knapp 2.300. Zu wenig, um die notwendige Sanierung zu finanzieren und die Kirche sinnvoll auszulasten. Die Gemeinde ist schon seit geraumer Zeit in den Gemeindesaal ausgewichen. Das „Netzwerk Spielkultur“ übernimmt das Kirchengebäude über einen Erbpachtvertrag für 75 Jahre. Dafür muss er das denkmalgeschützte Gebäude sanieren, ohne dessen Charakter als Kirche zu zerstören. MARKUS GEILERT, EPD
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