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Neue Medien statt saurer Gurken

Das Essig-Kühne-Gelände soll mischgenutzt werden  ■ Von Benjamin Butschle und Gernot Knödler

Für das Gelände der Firma Essig-Kühne in Bahrenfeld zeichnet sich eine Lösung ab. In Abstimmung mit der Stadtplanungsabteilung Altona hat Kühne ein Konzept für eine Mischnutzung des Quartiers aus Büros und Lofts mit kleinen Läden, einem Supermarkt und einem Hotel entwickelt. Die Hamburgische Projektentwicklungsgesellschaft HIH, die die Ausführung übernommen hat, will im Herbst mit dem Bau beginnen.

Kühne hatte ursprünglich ein Einkaufszentrum, einen Baumarkt und ein Gartencenter errichten wollen. Der Bezirk lehnte das wegen der Konkurrenz zu den bereits vorhandenen Einkaufszentren beidseits des Altonaer Bahnhofes ab. Zusammen mit dem Leverkusenhof, dem Phönixhof und dem im Bau befindlichen Ökozentrum in der Gaußstraße ist das Projekt Teil einer Aufwertung des Gebiets zwischen Bahrenfeld und Ottensen.

Die AnwohnerInnen, denen das neue Konzept am Dienstag Abend vorgestellt wurde, zeigten sich skeptisch: Sie befürchten, dass die engen Straßen um das ehemalige Fabrikgelände herum den zusätzlichen Verkehr nicht aufnehmen können. Außerdem kritisierten einige, dass keine Sozialwohnungen errichtet werden sollen.

Viele DiskussionsteilnehmerInnen sorgten sich, dass mit der neuen Bebauung die Mieten in der Umgebung steigen könnten. „Lofts und Neue Medien – das klingt für mich nach einer bestimmten Klientel“, sagte ein Anwohner. Öffentlich geförderter Wohnungsbau hätte aber eine langwierige Änderung des Bebauungsplans erfordert, der die Fläche als Industriegelände ausweist. Elke von Kuick-Frenz von der Altonaer Stadtplanungsabteilung begeisterte sich deshalb gegenüber der taz für die Idee, „Wohnen und Arbeiten unter einem Dach“ zu ermöglichen.

Dazu sollen im Zentrum des Geländes Lofts mit rund 5200 Quadratmetern Brutto-Geschossfläche gebaut werden. Rundherum entstünden Büros, Ateliers zur Medienproduktion und an der Stresemannstraße ein Hotel sowie ein Boarding-Haus für Dauergäste. Zum Einkaufen soll es einen Supermarkt sowie eine Passage mit kleinen Geschäften geben. „Das ist eine Chance, eine Industriebrache zur Ansiedlung vieler neuer Arbeitsplätze zu nutzen“, so Kuick-Frenz. Sie rechnet mit 200 Jobs.

Zwischen den neuen Gebäuden sollen nach Angaben der Stadtplanerin kleine, individuelle „Pocket-Parks“ entstehen, „so dass man da künftig auch mal gern durchgeht“. „Park“ könne man die gut 300 Quadratmeter großen Parzellen wohl kaum nennen, ärgerte sich ein junger Mann bei der Anhörung.

Für die Autos ist neben einigen oberirdischen Parkplätzen ein halbes Dutzend „dezentraler Tiefgaragen“ geplant. Zwei neue Straßen werden so angelegt, dass benachbarte Wohnstraßen möglichst wenig vom neu entstehenden Verkehr mitbekommen. Mit rund tausend Fahrten zusätzlich pro Tag rechnet Verkehrsgutachter Rolf Sachau. Viel zuviel angesichts der jetzt schon angespannten Situation auf Stresemannstraße und Schützenstraße, meinte eine Betroffene aus dem Bezirk. Wenig konkretes konnte Baudezernent Reinhold Gütter zum Nahverkehr sagen: Es liege in der Verantwortung des HVV, die Buslinien 188 und 111 öfter fahren zu lassen. Eine neue S-Bahn-Haltestelle in der Nähe werde zwar diskutiert, ein Entschluss stehe aber noch nicht fest.

Für den Regenbogen-Fraktionsvorsitzenden Olaf Wuttke kam die teilweise heftige Kritik der Anwohner nicht überraschend. Wer die Betroffenen ein halbes Jahr vor Baubeginn das erste und einzige mal über die Planungen informiere, dürfe nichts anderes erwarten.

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