: Für Demo-Freiheit
Der Architekt des Holocaust-Mahnmals lehnt Demonstrationsverbote an der Gedenkstätte ab
Peter Eisenman hat sich dagegen ausgesprochen, Nazi-Aufmärsche am von ihm entworfenen Holocaust-Mahnmal zu verbieten. Wenn es in Deutschland Rechtsradikalismus gebe, sei es zwecklos, diesen zu unterdrücken, sagte er der Zeit: „Warum sollte das Holocaust-Mahnmal nicht der Ort sein, an dem diese Energie zum Ausdruck kommt und wo sie sichtbar wird?“ Man könne „doch keinen Stacheldraht um das Gelände ziehen und Wachtürme aufstellen“.
Ursprünglich habe er sogar daran gedacht, den „Ort der Erinnerung“ im Mahnmal-Komplex, im so genannten Goebbels-Bunker unterzubringen, sagte der Architekt. Sofort sei er für verrückt erklärt und gefragt worden, „ob ich denn einen Wallfahrtsort für Neonazis schaffen wollte“. Wenn die deutsche Gesellschaft diese Potenziale in sich trage, könne und sollte man solche Demonstrationen nicht verhindern, so Eisenman: „Wir haben deshalb auch abgelehnt, dass auf die Stelen ein Anti-Graffiti-Mittel aufgebracht wird.“
Ende November hatten die Innenminister von Bund und Ländern sich in Bonn für eine Einschränkung des Versammlungsrechts an historisch symbolträchtigen Orten ausgesprochen. Die Konferenz beauftragte Bundesinnenminister Otto Schily (SPD) einstimmig, einen solchen Gesetzentwurf im Bundestag einzubringen. Der Vizepräsident des Zentralrats der Juden, Michel Friedman, forderte, in Berlin für keine anderen Plätze außer dem Brandenburger Tor und dem Holocaust-Mahnmal ein eingeschränktes Versammlungsrecht vorzusehen. DDP/DPA/TAZ
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