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schnittplatzKein RTL, nirgendwo

„Der Preis muss die Balance zwischen Vorbildfunktion und Mainstream halten“, hatte Grimme-Instituts-Direktor Hans Paukens noch letztes Jahr verkündet. Für den deutschen „TV-Oscar“ 2001 wurden nun aus 716 Vorschlägen die 56 „vorbildlichsten“ destilliert, von denen höchstens 14 in den Genuss des nur mit dem Lorbeer der Ehre dotierten Preises kommen – eine deutliche Mehrzahl der nominierten Produktionen stammt von öffentlich-rechtlichen Sendern, nur die Comedy „Anke“ (Sat.1) und der Fernsehfilm „Das Phantom“ (Pro 7) kommen von den Privaten.

Von Arte bis zum ZDF sind also Vorbildfunktion und Mainstream abgedeckt, mit jeweils zehn Nominierungen können die beiden Sender mit einem Spitzenplatz beim Finale im Stadttheater von Marl rechnen. Was nun, je nach Sichtweise, entweder für eine Boulevardisierung der Öffentlich-Rechtlichen oder ein deutliches Nachlassen der Qualität von Privatsendern spricht.

„Vorbildlich“ sollen nach Expertenmeinung auch Harald Schmidt und Günther Jauch gewesen sein, die „für ihre gekonnte Parodierung von Wissen und den ironisch-spielerischem Umgang mit Geld beim simulierten Gewinnspiel ‚Wer wird Millionär?‘“ vorgeschlagen wurden – eine schöne Gelegenheit, ein wenig Glamour in die westfälische Provinz zu locken. Womit eine PR-Veranstaltung für „Wer wird Millionär?“ wiederum für den Grimme-Preis Promotion macht, was man nicht mehr Cross-, sondern schon Crisscross-Promotion nennen muss.

Dabei haben die drei unabhängigen Jurys in den Kategorien „Fiktion und Unterhaltung“, „Information und Kultur“ sowie „Spezial“ echte Perlen zur Auswahl. Für Serien und Mehrteiler etwa geht die Uwe-Johnson-Verfilmung „Jahrestage“ ins Rennen, an der mit WDR, NDR, BR, ORB und ORF gleich fünf Anstalten mitgebastelt haben.

Gute Chancen in der Kategorie „Spezial“ kann sich Armin Maiwald ausrechnen, der die mit seinen „Specials“ die „Sendung mit der Maus“ noch sehenswerter macht, als sie es ohnehin schon ist. Sein Hauptkonkurrent dürfte Hans W. Geissendörfer sein – für sein Lebenswerk „Lindenstraße“ ist er noch immer nicht bestraft bzw. gevierteilt, pardon, ausgezeichnet und geknuddelt worden. FRA

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