: Massentötung per Giftspritze
In Sachsen-Anhalt und Schleswig-Holstein demonstrieren zusammen 7.000 Bauern gegen die die Vernichtung ganzer Rinderherden und die Politik der Bundesregierung
MÜCHELN/RENDSBURG dpa ■ Nach Blockaden und stundenlangen Protesten von Landwirten hat am Samstagabend in Mücheln in Sachsen-Anhalt die erste Massentötung einer Rinderherde in Deutschland wegen BSE begonnen. Zunächst trafen zwei Viehtransporte mit über 60 Tieren der vom ersten BSE-Fall in Sachsen-Anhalt betroffenen Herde auf dem Schlachthof im benachbarten Stöbnitz ein. Die etwa 1.000 Rinder sollen durch Giftspritzen getötet und anschließend in eine Tierverwertungsanlage gebracht werden. Die Aktion soll mehrere Tage dauern.
In Mücheln hatten am Samstagmorgen über 1.000 Bauern aus Sachsen-Anhalt und Einwohner ihrem Unmut über das „sinnlose Abschlachten“ Luft gemacht. Für das Töten der gesamten Herde bei einem BSE-Fall gebe es keine wissenschaftliche Begründung, sagte Landesbauernpräsident Werner Gutzmer.
Bei der bisher größten Bauerndemonstration seit Beginn der BSE-Krise in Deutschland forderten 6.000 Landwirte in Rendsburg (Schleswig-Holstein) ein klares Bekenntnis der Bundesregierung zur Landwirtschaft. Für die Erforschung des Rinderwahnsinns müsse mehr Geld bereitgestellt werden.
Unterdessen wurden in Bayern, Mecklenburg-Vorpommern, Schleswig-Holstein und Niedersachsen je ein neuer Fall von Rinderwahnsinn bekannt. Außerdem wurde erstmals in Nordrhein-Westfalen Rinderwahnsinn bei einem Tier nachgewiesen. Damit stieg die Zahl der bestätigten Fälle von Rinderwahnsinn um fünf auf 24 an.
In Bayern sollen große Mengen unsterilisiertes Rinderhirn noch bis vor wenigen Monaten zu Fett verarbeitet worden sein. Das inzwischen als BSE-Risikomaterial geltende Rinderhirn sei bis 30. September 2000 genutzt worden, berichtet die Frankfurter Allgemeine Zeitung vom Samstag unter Berufung auf ein Papier des bayerischen Landesverbands der Tiermehlindustrie. Das gewonnene Fett sei in der Lebensmittelindustrie und auch für Milchaustauscher genutzt worden. Milchaustauscher als Futtermittel für Kälber gelten als mögliche Verbreitungswege der Rinderseuche BSE.
report SEITE 5
40.000 mal Danke!
40.000 Menschen beteiligen sich bei taz zahl ich – weil unabhängiger, kritischer Journalismus in diesen Zeiten gebraucht wird. Weil es die taz braucht. Dafür möchten wir uns herzlich bedanken! Ihre Solidarität sorgt dafür, dass taz.de für alle frei zugänglich bleibt. Denn wir verstehen Journalismus nicht nur als Ware, sondern als öffentliches Gut. Was uns besonders macht? Sie, unsere Leser*innen. Sie wissen: Zahlen muss niemand, aber guter Journalismus hat seinen Preis. Und immer mehr machen mit und entscheiden sich für eine freiwillige Unterstützung der taz! Dieser Schub trägt uns gemeinsam in die Zukunft. Wir suchen auch weiterhin Unterstützung: suchen wir auch weiterhin Ihre Unterstützung. Setzen auch Sie jetzt ein Zeichen für kritischen Journalismus – schon mit 5 Euro im Monat! Jetzt unterstützen