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Hamburgs zweites Gesicht

Stadtentwicklungsbehörde zieht Bilanz einer verwickelten Geschichte  ■ Von Gernot Knödler

Was ist wichtiger? Die Perlenkette am Hals oder die Brosche am Revers? Hamburg, die verwöhnte Schöne, kriegt beides. Die „Perlenkette“ am Hafenrand ist beinahe fertig und an der Brosche Hafencity wird auch schon gelötet. Stadtentwicklungssenator Willfried Maier (GAL) und Oberbaudirektor Jörn Walter zogen gestern die Bilanz einer fast 14-jährigen Entwicklung: „Es ist so etwas im Entstehen wie ein zweites Gesicht der Stadt.“

Im Gegensatz zur Hafencity plante der Senat den nördlichen Hafenrand vom Baumwall bis zum Museumshafen in Övelgönne nicht von vornherein durch, sondern beschloss lediglich „Leitlinien und Ziele“ für die Entwicklung des Gebiets. Der damalige Oberbaudirektor Egbert Kossak hatte darin die Frage, wie der Hafen wieder mehr Menschen anziehen könne, mit einer Vierer-Kombination beantwortet: „Arbeiten und auch Wohnen, Einkaufen und Bummeln, Ausgehen und sich amüsieren, Kultur und Tourismus“ – alles das sollte sich dort neu miteinander verbinden.

Viel davon ist verwirklicht worden, wobei allerdings einige Projekte längst unterwegs waren, als das Konzept formuliert wurde: Mit den Museumsschiffen in Neumühlen und an den Landunsgbrücken wurden Touristenattraktionen geschaffen, wenn auch zumeist von Privatleuten. Der angedachte Wattenmeer-Pavillon zur Expo blieb jedoch samt Wissensmeile Vision. Der Fischmarkt wurde als Platz mit Wohnungen und Kneipen wiederhergestellt. Die Rekonstruktion der Fisch-Auktionshalle durch den Architekten Günter Talkenberg rettete nicht nur einen Blickfang, sondern schuf auch einen Amüsiertempel.

Elbabwärts folgen Greenpeace-Speicher und Stilwerk, die zurzeit entstehenden Wohnungen und Büros am Holzhafen, der Fährterminal und das geplante rhombenförmige „Dockland“-Bürohaus daneben. Von der Elbe aus wird es die Sicht verdecken auf das Elbkai-Haus, eine für Büro- und Gewerbezwecke umgebaute Kühlhalle, sowie auf das preisgekrönte Lofthaus mit der wellenförmigen Glasfront.

Kräftig gebuddelt wird derzeit für den anschließenden DWI-Campus, eine Reihe winziger Häuslein, die sich an den Elbhang schmiegen und deren Bewohner dort ganz modern Arbeit, Wohnen und Freizeit miteinander verbinden sollen. Auf der Baustelle vor dem Edel-Altersheim „Augustinum“ am Museumshafen schließlich entstehen auf einer Warft vier U-förmige Bürohäuser und ein L-förmiger Erweiterungsbau für weitere Senioren.

Das alles ist so zu und zu schön, dass mensch es nur noch fassungslos bestaunen kann.

Die ganze Perlenkette zeigt die Stadtentwicklungsbehörde (428 41-0) in einer dicken Promo-Broschüre mit vielen bunten Bildern.

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