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Quote für Ökostrom in Gefahr

Nachdem die Stromkonzerne ein eigenes Papier zum Klimaschutz vorgelegt haben, fürchten Umweltschützer um die Förderung von Strom aus effizienten Kraftwerken

BERLIN taz ■ Vier Tage vor einem Gespräch zwischen Bundesregierung und Stromwirtschaft fürchten Umweltschutzverbände um den Ökostrom. Gemeinsam mit dem Bundesverband Kraft-Wärme-Kopplung haben sie die Regierung aufgefordert, an der geplanten Quote für Energie aus effizienten Kraftwerken festzuhalten und den großen Energiekonzernen nicht nachzugeben. Mit der Quote soll der Anteil von Strom aus effizienten Kraftwerken mit Kraft-Wärme-Kopplung (KWK) bis 2010 auf über 20 Prozent verdoppelt werden.

„Ohne einen kräftigen Ausbau von KWK ist die geplante Reduzierung von Kohlendioxid nicht erreichbar“, sagte Adi Goldbach, Geschäftsführer des Bundesverbands Kraft-Wärme-Kopplung, gestern in Berlin.

In KWK-Kraftwerken wird die Abwärme der Stromerzeugung als Heizwärme weiterverwendet, während konventionelle Kraftwerke fast zwei Drittel ihrer Energie als ungenutzte Wärme verpulvern.

Sechs Stromkonzerne versuchen seit Wochen die Quote für den umweltfreundlichen Strom zu verhindern. Sie kritisieren vor allem den geplanten Handel mit Zertifikaten. Jeder Energieversorger, der nicht ausreichend Ökostrom produziert, soll sich bei Betreibern von KWK-Anlagen freikaufen können.

Die Stromkonzerne legten alternativ ein Aktionsprogramm Klimaschutz vor, in dem sie zusagten, den Kohlendioxidausstoß auch ohne KWK-Quote und Zertifikathandel zu reduzieren. Im Gegensatz zu Bundesumweltminister Jürgen Trittin (Grüne) war Bundeswirtschaftsminister Werner Müller (parteilos) von dem Vorschlag angetan. Deswegen wird nun neu verhandelt.

„Das Papier ist an Dürftigkeit kaum zu überbieten“, urteilte gestern der energiepolitische Sprecher des Bundes für Umwelt und Naturschutz Deutschlands (BUND), Klaus Traube. Vorschläge wie die Abschaltung alter ineffizienter Kraftwerke würden ohnehin realisiert. Den Verbundnetzbetreibern gehe es nur darum, ihre Marktanteile zu sichern. KWK basiert auf dezentralen kleinen Kraftwerken. Als Betreiber kommen vor allem kommunale Versorger in Frage. Schon in einem Einfamilienhaus kann ein Blockheizkraftwerk auf KWK-Basis eingebaut werden. „Klar, dass den Verbundnetzbetreibern das nicht passt“, sagt Traube. Für ihn ist es enttäuschend, dass die Bundesregierung überhaupt mit den Stromkonzernen über die KWK-Quote diskutiert. „Da sieht man, welche Kräfte bei uns die Politik diktieren.“ RALF GEISSLER

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