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Große Extrawurst nach Moskau

Landwirtschaftsministerin Renate Künast legt Agrarbericht vor: Ökobetriebe weiter in Marktnische. Bayerns Ministerpräsident Stoiber und Moskaus Oberbürgermeister Luschkow vereinbaren Fleischlieferung. Erneut verunreinigte Futtermittel gefunden

von UTE SCHEUB

Im vergangenen Jahr war die bäuerliche Welt noch in Ordnung. Vom 1. Juli 1999 bis zum 30. Juni 2000 haben die Haupterwerbsbauern durchschnittlich 60.000 Mark mehr verdient als im Vorjahr – immerhin 13,5 Prozent. Das geht aus dem Agrarbericht hervor, den Bundeslandwirtschaftsministerin Renate Künast (Grüne) gestern in Berlin vorstellte. Auch die Zahl der Ökobetriebe, ingesamt 10.435, nahm im Vergleich zum Vorjahr um 13,2 Prozent deutlich zu. Dennoch besetzen sie mit einem Anteil von 2,4 Prozent weiterhin nur eine Marktnische.

Künast will diesen Anteil innerhalb der nächsten zehn Jahre auf 20 Prozent steigern und dafür ein neues Öko-Qualitätslabel einführen. Ein zweites Qualitätszeichen für konventionelle Produkte soll dann verliehen werden, wenn Betriebe Mindeststandards einer verbrauchergerechten Landwirtschaft und artgerechten Tierhaltung einhalten. Eine Ausweitung des EU-Schlachtprogramms lehnt die Ministerin strikt ab. Für zusätzliche Massenschlachtungen, wie sie EU-Agrarkommissar Fischler gestern vorgeschlagen hat, sieht Künast keine Notwendigkeit.

Unterdessen will der bayerische Ministerpräsident Edmund Stoiber (CSU) eine ganz große Extrawurst nach Moskau schicken. Mit dem Moskauer Oberbürgermeister Juri Luschkow vereinbarte er gestern eine etwa 250.000 Rinder umfassende Fleischlieferung in die russische Hauptstadt. Die Kühe entstammen nicht dem Kontingent von 400.000 Tieren, die zur EU-„Marktbereinigung“ getötet werden sollen. Dennoch verringern sie den deutschen Gesamtbestand. „Wir freuen uns über jedes Rind, das nicht vernichtet werden muss“, kommentierte eine Ministeriumssprecherin die Vereinbarung. Gleichwohl stellt sich die Frage, wie aufnahmefähig der russische Markt ist. Schon jetzt wird außergewöhnlich viel Fleisch dorthin exportiert.

„Wir sind sicher, dass bayerisches Fleisch BSE-frei ist“, betonte Luschkow. Indes sollen auch russische Veterinäre die bayerischen Schlachthöfe überwachen – fanden sich doch in Bayern am Dienstag erneut Tiermehlspuren in 34 Futtermittelproben.

Auch vor dem Bundesverwaltungsgericht geht es heute um Kuhleben oder Kuhsterben. Das Galloway-Rind „Robina“ sollte schon 1997 getötet werden, weil es aus Schottland stammt. Sein Besitzer reichte Klage ein und gewann vor dem Verwaltungsgerichtshof Mannheim. Die Richter entschieden, Massentötungen seien auch bei BSE-Gefahr nicht zwingend, ließen aber eine Revision zu.

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