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Ein Stück Leber zum Geburtstag

Zum ersten Mal hat das UKE Leber von Lebenden transplantiert  ■ Von Sandra Wilsdorf

Wer gute Freunde oder eine große Familie hat, kann saufen bis zur Leberzirrhose. Denn einer aus der Bekanntschaft hat sicher die gleiche Blutgruppe und kann von seiner Leber ein Stück abgeben. Dafür gehen die beiden einfach ins Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf (UKE), der eine lässt sich vom anderen ein bisschen Leber schenken, und eine Woche später sind beide wieder zu Hause. Schön wär's.

Zwar wurden tatsächlich in den vergangenen Wochen zwei Leber-Lebendspenden im UKE durchgeführt. Aber es handelt sich dabei um die ersten Transplantationen dieser Art unter Erwachsenen in Hamburg und um „eine der schwierigsten Operationen“, sagt Professor Xavier Rogiers, unter dessen Leitung die beiden Transplantationen durchgeführt wurden. Das Verfahren ist also noch weit davon entfernt, in Serie zu gehen.

In dem einen Fall spendete eine Ehefrau ein Stück ihrer Leber für ihren Mann, der an schwerer Le-berzirrhose litt. Im zweiten Fall spendete ein Sohn für seine Mutter. Spender- wie Empfängeroperationen verliefen komplikationslos.

Am UKE wurde 1991 die erste Leber-Lebendspende Europas vorgenommen, Empfänger war ein Kind. Die Lebendspende zwischen Erwachsenen ist eine neue Entwicklung, die bisher erst in wenigen deutschen Transplantationszentren durchgeführt wurde. „Spendet ein Erwachsener für ein Kind, nimmt man nur zwei der acht Lebersegmente weg. Bei der Spende für einen Erwachsenen braucht man vier Segmente“, erklärt Rogiers. Das mache die Operation für den Spender riskanter und für den Chirurgen schwieriger. Außerdem wird man bei einer Mutter, die für ihr Kind spendet, keinen Zwang vermuten. Sie wird hinterher nichts erwarten, das Kind wird kein schlechtes Gewissen haben. „Unter Erwachsenen ist die Sache viel delikater“, sagt Rogiers. Da müsse die psychologische Unabhängigkeit genau geprüft werden. Vor einer solchen Lebendspende werden deshalb Körper wie Seelen untersucht. Nach den Gesprächen mit Psychologen muss zusätzlich ein unabhängiger Arzt seine Zustimmung geben sowie die Ethikkommission der Ärztekammer die Freiwilligkeit bescheinigen.

Gelingt die Operation, wachsen sowohl die Leber des Spenders als auch die des Empfängers innerhalb weniger Wochen wieder zu ihrer vollen Größe heran. Das ist einer der Unterschiede zur Nieren-Lebendspende, die am UKE schon seit zwei Jahren durchgeführt wird. „Da ist allerdings die Operation einfacher, weil es ja zwei Nieren gibt“, sagt Rogiers. Bei der Leber müsse sich der Chirurg seinen Weg vorsichtig bahnen, ohne dabei Blutgefäße oder Gallengänge zu verletzen.

Hepatitis B oder C, Alkoholkonsum, Autoimmunerkrankungen, aber auch Ecstasy-Konsum, Pilzvergiftungen oder ein Suizidversuch mit Paracetamol können die Leber versagen lassen. Aber die Wartelisten für Organe sind lang. So starben 1999 151 Patienten mit einer Leberzirrhose während des Wartens.

Mit der neuen Technik können nun erwachsene Kinder für ihre Eltern und umgekehrt, Geschwister und Ehepartner untereinander spenden. Es muss allerdings eine genetische oder emotionale Verwandtschaft vorliegen, die die Mediziner überprüfen.

Die komplizierte Lebendspende bleibt eine Notlösung. Das Risiko, dass der Spender bei der Operation stirbt, wird auf 0,4 Prozent geschätzt. „Das müssen die Spender nur eingehen, weil zu wenige Organe nach dem Tod zur Spende frei gegeben werden“, sagt Rogiers.

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