: Streit um Hochhaus-City
Grünen-Abgeordnete Claudia Hämmerling hält die Wolkenkratzerpläne des Architekten Kollhoff am Alex für „Gigantomanie“. Baudirektor Stimmann sieht weiterhin Bedarf
Die geplante Hochhaus-City am Alexanderplatz ist nicht zu verwirklichen. Das behauptet Claudia Hämmerling, stadtentwicklungspolitische Sprecherin der Grünen-Fraktion. Gestern forderte sie, den Senatsbeschluss zum Entwurf des Architekten Hans Kollhoff und den Bebauungsplan für das Gelände aufzuheben. Stattdessen solle ein neuer Plan in einer „Form der neuen Bescheidenheit“ aufgestellt werden.
Der bisherige Bebauungsplan sieht vor, auf dem Alexanderplatz zehn Hochhaustürme mit insgesamt 815.000 Quadratmetern Geschossfläche zu errichten, von denen maximal 240.000 Quadratmeter dem Einzelhandel zur Verfügung stehen sollen. Hämmerling bezweifelt, dass diese Flächen gebraucht werden. Angesichts eines Überangebots an Verkaufsflächen von etwa 450.000 Quadratmetern alleine im Ostteil der Stadt sei der Kollhoff-Plan „pure Gigantomanie“. Das zugrunde gelegte Wachstumsszenario sei heute nicht mehr realistisch. Dies zeige auch die Tatsache, dass das Interesse der Investoren merklich nachgelassen habe und Bausenator Peter Strieder (SPD) die Grundstücke nun unter Wert verkaufen müsse.
Nach einer Vorlage der Senatsverwaltung für Stadtentwicklung vom Januar dieses Jahres ist geplant, ab 2003 zunächst 30 Meter hohe Sockelgeschosse auf dem Platz zu errichten, aus denen heraus ab dem Jahr 2006 die Hochhaustürme wachsen sollen. Die Grünen befürchten, dass es wegen des geringen Investoreninteresses bei den Sockelblöcken bleiben könnte. „Die Blöcke könnten die bisherige Monotonie noch verstärken“, so Hämmerling. Sie fordert deshalb, den gesamten Kollhoff-Entwurf ad acta zu legen. Lediglich das am weitesten fortgeschrittene Projekt, das der Wohnungsbaugesellschaft Degewo für die so genannte Banane zwischen Alex und Jannowitzbrücke, soll nach dem Willen von Hämmerling fertig gestellt werden – allerdings ohne Hochhausturm.
Das einzige Hochhaus des Geländes sieht Hämmerlings Plan für den Platz um das Forum-Hotel vor. Hier solle ein Baukörper entstehen, der „attraktiver Anziehungspunkt und Wahrzeichen“ für den Alexanderplatz sein könne. Ein neuer Bebauungsplan dazu würde etwa 1 bis 2 Millionen Mark kosten, so Hämmerling weiter. Den Rest des Geländes nordöstlich des Forum-Hotels will sie zwar sanieren, aber nicht neu bebauen lassen.
Senatsbaudirektor Hans Stimmann wies Hämmerlings Vorschläge zurück. Das Abgeordnetenhaus habe den Bebauungsplan 1999 beschlossen und somit verbindliches Baurecht geschaffen. Eine Aufhebung würde zu Schadensersatzansprüchen führen. Außerdem gäbe es weiterhin ein großes Interesse an Einzelhandelsflächen am Alexanderplatz. STEFAN KAISER
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