Anschlag auf Castor-Strecke

Neues Polizeikonzept gegen Gewalt. 1.500 demonstrieren friedlich in Ahaus

BERLIN dpa/ap/ddp ■ Auf die Bahnstrecke Lüneburg – Dannenberg haben Unbekannte in der Nacht zum Sonntag einen Anschlag verübt. Sie sägten nach Angaben eines Bahnsprechers zwei Schienenstücke heraus. Ein Zugführer bemerkte die Zerstörung jedoch und konnte rechtzeitig bremsen. Auf der Strecke soll Ende März ein Castor ins Atommüll-Zwischenlager nach Gorleben rollen.

Um bei diesem Transport Gewalt vorzubeugen, haben die Behörden nach Informationen des Nachrichtenmagazins Spiegel ein neues Konzept erstellt. So stoße der vom niedersächsischen Inneministerium geplante Einsatz von vergitterten „mobilen Gewahrsamzellen“ für gewalttätige Gegner der Castor-Transporte auf Widerstand bei der Polizei. Diese setze auf ein anderes Konzept. Demnach sollen entlang der Transportstrecke erstmals 130 Beamte von Landespolizei und Bundesgrenzschutz als eigens geschulte „Konfliktmanager“ zur Deeskalation eingesetzt werden. Dreiköpfige „Kreativteams“ sollen gewalttätige Ausschreitungen schon im Vorfeld verhindern. Unterstützt werde dies durch eine Aufklärungskampagne im Wendland. Auf Plakaten und Handzetteln forderten Polizei und BGS „Protest ja – Gewalt nein“.

1.500 Castor-Gegner haben gestern schon einmal gezeigt, wie der Slogan praktisch umgesetzt werden kann. Sie demonstrierten am Nachmittag im westfälischen Ahaus gegen Atommüll-Transporte ins dortige Zwischenlager und nach Gorleben. Der Protest richtete sich vor allem gegen die Politik der Bundesregierung. Die Atomkraftgegner fühlten sich von Bundeskanzler Gerhard Schröder (SPD) und Umweltminister Jürgen Trittin (Grüne) betrogen. Der vereinbarte Atomausstieg sei in Wirklichkeit eine Bestandsgarantie für Kernkraftwerke. Die designierte Grünen-Chefin Claudia Roth erwartet weitere friedliche Proteste und äußerte Verständnis für die Aktionen: „Es soll und darf nicht der Eindruck entstehen, die Grünen seien nicht mehr Teil der Antiatombewegung.“