: Thierse wirbt für Dialog der Kulturen
Der Bundestagspräsident sieht im deutsch-iranischen Verhältnis trotz guter Fortschritte noch einige Probleme
TEHERAN/BERLIN dpa/rts/ap ■ Die deutsch-iranischen Beziehungen sind nach Einschätzungen von Bundestagspräsident Wolfgang Thierse (SPD) trotz positiver Entwicklungen noch mit großen Schwierigkeiten verbunden.
Thierse sagte am Dienstag in Teheran in einer Rede vor dem „Zentrum für den Dialog zwischen den Kulturen“, trotz aller ernsthaften Bemühungen beider Ländern stünden Deutschland und Iran „noch immer an der Schwelle zum Dialog“. „Noch zu selten gelingt es uns, die hohe Schwelle zum Dialog wirklich zu überschreiten, zu selten finden die Bemühungen, sich einander verständlich zu machen, nachhaltige Resonanz“, sagte er.
Dabei biete die Kommunikation der Kulturen geradezu „die Jahrhundertchance für friedliche Kooperation“, sagte Thierse. Der Bundestagspräsident sieht darin „die zentrale politische Gestaltungsaufgabe des 21. Jahrhunderts“, vor allem „im Verhältnis der westlichen Staaten zur islamischen Welt“.
Thierse kritisierte besonders die im Westen häufig verbreitete Gleichsetzung des Islams mit religiösem Fundamentalismus. Eine Reduzierung der vielen Facetten des Islam werde der Vielfalt dieser Weltreligion nicht gerecht.
Mit Blick auf die von Deutschland kritisierten Urteile gegen iranische Reformer meinte Thierse, dass sich die Bemühungen beider Länder um eine bessere Verständigung noch zu selten in den Voraussetzungen eines Dialogs wiedergespiegelt hätten. Nämlich, dass „niemand befürchten muss, wegen einer Äußerung bestraft zu werden“.
Zuvor hatte Thierse den Vorwurf iranischer Konservativer zurückgewiesen, er habe sich in die inneren Angelegenheiten des Gastlandes eingemischt. Auch bei seinem Treffen mit Staatspräsident Mohammad Chatami und Außenminister Kamal Charrasi wurde Thierse behutsam mitgeteilt, dass bilaterale Beziehungen nicht von „Einzelheiten“ beeinträchtigt werden sollen. Interne Themen sollten intern behandelt werden, hatte Chatami gesagt. Thierse meinte dazu, dass die Verurteilung der iranischen Konferenzteilnehmer die deutsche Öffentlichkeit beschäftige und keine Einmischung in die inneren Angelegenheiten sei.
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