: Wo bin ich
Ja, Führungskräfte haben es schwer. Entsprechend groß ist die Zahl der Seminare und Kurse, die versprechen, dem gestressten Verantwortungsträger auf die Sprünge zu helfen. Der letzte Schrei heißt „Blindspace“. Der Ort: die Hamburger Speicherstadt. Die Idee: durch Blindheit sehen lernen. Eine Reportage
von VERENA KERN
Dies ist eine Geschichte, zu der die Redewendung „Hinters Licht führen“ passt. Sie beginnt an einem Sonntagnachmittag, Ende Januar, auf jenem sonderbaren halbvirtuellen Territorium namens Zollbereich in der Hamburger Speicherstadt am Rande des Hafens, und sie endet dort einen Tag später. Dazwischen liegen insgesamt dreizehn Stunden der Finsternis.
Da!“, sagt die Frau mit dem schulterlangen blonden Haar. „Nehmen Sie sich einen Blindenstock!“ Wir sind eine Gruppe von zwölf. Wissensbeflissene, Aufgeschlossene aus eigenen Gnaden. Leute, die weit kommen und schon überall waren – außer in dem Raum ohne Licht, den wir gleich betreten werden.
Die Frau trägt ein dunkelblaues Kostüm, eine Bluse, rosé, mit dünnen roten Streifen. Sie könnte hinter dem Schalter einer Bank stehen, das blonde Haar hübsch frisiert, die Kleidung tadellos, der Gesichtsausdruck neutral. Aber sie steht hier, am Eingang einer Blindenausstellung, die seit knapp einem Jahr in der Speicherstadt gastiert, zwanzig Blinden und Sehbehinderten als Beschäftigungsmaßnahme dient und ihrem sehenden Publikum die Entdeckung „fremder Welten“ verspricht.
Nur acht von uns sind Ausstellungsbesucher, das erfahren wir erst später. Die restlichen vier wollen mehr: an einem Führungskräfteseminar teilnehmen. Hunderte und tausende dieser Seminare gibt es – Indoor, Outdoor, Rollenspiele, Wildniserfahrung, Adventure-Cups, Höhlentouren, Rafting, Eisklettern, „Abseiling“. Viel Geld ist zu verdienen mit dieser Art Dienstleistung, der Markt ist riesig. Durchschnittlich 2.200 Mark investieren deutsche Firmen jährlich in die Weiterbildung jedes einzelnen Mitarbeiters. Aber dieses Seminar hält einen besonderen Clou parat. Es will die „kommunikative Kompetenz“ erhöhen und das Wahrnehmungsvermögen „erweitern“ – indem es uns blind macht.
Wir kennen uns nicht. Keiner von uns weiß, wer die anderen sind. Jeder könnte ein Besucher sein, nichts weiter. Die studentenhaften Burschen mit Kurzhaarschnitt, die junge Frau mit der Engelsfrisur, der reifere Mann im legeren Freizeitdress. Wir sind Teil einer Inszenierung, die sich „Blindspace“ nennt und die von einer der Ausstellungsmacherinnen ersonnen wurde, um den besonderen Raum, den die Blindenausstellung bietet, noch besser zu nutzen.
Jedem Seminarteilnehmer ist zuvor ein „Blindspace-Pass“ und ein „Logbuch“ zugesandt worden mit Verhaltenshinweisen: keine Handys, keine Uhren mit Leuchtziffern oder „sonstige, auch schwächste Lichtquellen“, kein Parfüm, Eau de Toilette oder Rasierwasser. Denn der Geruchssinn, so heißt es, sei in der Dunkelheit „wesentlich empfindlicher als gewohnt“, und das klingt doch irgendwie logisch.
Jeder Teilnehmer soll sich ein Pseudonym wählen, mit dem er während des Seminars angesprochen werden möchte. Und eine „persönliche Uhrzeit“ wurde genannt, zu der man sich in den Ausstellungsräumen einfinden sollte – pünktlich. Damit die Inszenierung intakt bleibt, damit jeder den lichtlosen Raum betritt mit der Vorstellung, der einzige Seminarteilnehmer der Gruppe zu sein.
„Brillen setzen Sie am besten ab“, sagt die blonde Frau. „Die brauchen Sie hier drin nicht.“ Wir stehen in einem kleinen halbdunklen Vorraum, dicht beeinander, die Blindenstöcke schon in der Hand. Keiner bewegt sich, bis die Frau sagt: „Das kann ziemlich weh tun, wenn Sie gegen eine Wand laufen und die Brille noch aufhaben.“ Ein verlegenes Lachen geht durch die Gruppe, das Handicap ist abgesegnet, ein Sehender zu sein, der ohne optische Orientierung nur hilflos sein kann.
Ein Blick zurück noch, in den Eingangsraum, auf die roten Freischwinger und Tische, auf die Holzdielen, die geweißte Decke aus Stein, dann gehen wir los. Mit kleinen Schritten schieben wir uns ins Dunkle hinein. Ein schwerer Vorhang, am Boden noch eine Spur von Licht, eine Tür, die sich hinter uns schließt, dann ist wirklich alles schwarz.
„Sind alle drin?“, fragt die Stimme der blonden Frau vom Eingang. Zustimmendes Gemurmel in der Gruppe. Einige Blindenstöcke scharren auf dem Boden. Die Wände sind mit Stoff verkleidet; der Raum, in dem wir stehen, ist eng und schmal, eine Art Flur. Während wir uns zu orientieren versuchen, findet ein Wechsel statt. Eine Tür wird leise geöffnet und geschlossen. Eine andere Frauenstimme begrüßt uns, stellt sich vor, sie heißt Anoma. Sie wird uns zusammen mit ihrem Kollegen Marc durch die Ausstellung führen.
„Können wir mal durchzählen?“, fragt Anoma. Jeder von uns sagt eine Zahl, zu leise, zu zögernd, es klappt nicht sehr gut, wir wiederholen das Ganze. „Die Gruppe ist zu groß“, sagt Anoma. Deshalb brauchen wir zwei Führer. Normalerweise bestehen die Gruppen nur aus acht, maximal zehn Personen, im Viertelstundenrhythmus werden sie durch die Ausstellung geschleust, acht Stunden am Tag, an sechs Tagen in der Woche.
„Folgen Sie meiner Stimme“, sagt Anoma. Wir gehen weiter, immer noch dicht beieinander, in einen anderen Raum, in dem es Geräusche gibt, eine Klangkulisse wie im Kino. Und Gegenstände. Mitten im Raum steht ein Baumstamm, unter den Schuhen knirscht es. „Wo sind wir jetzt?“, fragt Marc. „Was hören Sie?“ Es gibt Vogelstimmen, Tierlaute, das Rauschen von Blättern, irgendwo plätschert Wasser. „Ein Wald?“, rät einer aus der Gruppe. „Was ist das auf dem Boden?“, fragt Marc. „Kies“, sagen ein paar von uns. „Und wo gibt es Kies?“, fragt Marc. „In einem Park“, rufen mehrere. Wir sind zu einer Schulklasse geworden, zu gelehrigen und eifrigen Schülern.
Wir gehen weiter, über einen Holzsteg, am Geländer kann man sich festhalten. Dann wird der Boden weich, auch die Geräusche ändern sich, an den Wänden sind künstliche Pflanzen befestigt. Eine Waldlandschaft, klar, wir haben es. Anoma drängt auf Tempo, es geht weiter, Zeit ist knapp. Insgesamt sieben Räume gibt es, für eine Führung sind nur sechzig Minuten angesetzt.
Wahrscheinlich gehen wir immer nur im Kreis. Die Räume werden größer, das szenische Arrangement aufwändiger, und doch lässt sich das Wesentliche schon mit dem ersten Eindruck erfassen, allein über das Gehör.
Aber wir folgen willig der Dramaturgie der Ausstellungsmacher. Die Straßenszene, die Bootsfahrt, die mit der Vibrationstechnik eines der vielen Sponsoren der Ausstellung simuliert wird. Wir achten nicht auf Anomas Ungeduld, stören uns nicht an der Dürftigkeit der Reize, die uns geboten werden, und der Hast, mit der dies alles abgehakt wird. Denn wir sind hier, weil wir ein ungewöhnliches Erlebnis mitnehmen wollen, den besonderen Kick, weil wir uns als Pioniere fühlen möchten, die der allenthalben beklagten abstumpfenden Bilderflut der Gegenwart das intensivere innere Bild abzutrotzen imstande sind. Wir lassen uns täuschen, weil wir uns täuschen lassen wollen.
Auch die Ausstellungsmacher und die Seminarveranstalter lassen sich täuschen. Mit ihrer These, dass man das Sehen nur abschalten müsse, um zu reicheren Wahrnehmungen zu kommen, wirken sie selbst mit an dem, was sie doch eigentlich kritisieren wollen: die Fixierung auf das Auge. „Wir leben in einem visuellen Zeitalter“, sagen sie. „Achtzig bis neunzig Prozent aller Informationen aus der Umwelt werden durch die Augen aufgenommen.“
Das ist die erste Täuschung. Denn keineswegs ist das Auge das primäre Sinnesorgan, sondern das Ohr. Ontogenetisch und phylogenetisch ist es das älteste Organ des Menschen. In der embryonalen Entwicklung geht es der Entstehung des Nervensystems voraus. Möglicherweise initiiert das Gehör sogar die Entwicklung des Nervensystems. Das Ohr ist immer empfangsbereit, es lässt sich nicht schließen wie das Auge. Es ist in der Lage, Dinge wahrzunehmen, die das Auge selbst bei bestem Tageslicht nicht erfassen kann, und das zumeist schneller und klarer. Kein Mensch wäre sonst jemals auf den Gedanken gekommen, einen Gegenstand zu erfinden, der mit einem Tonsignal reagiert, um dem Besitzer die Suche nach seinen Schlüsseln zu erleichtern.
Und das Ohr produziert ebenjene inneren Bilder, auf deren Suche hier alle sind, ohne zu wissen, wonach sie eigentlich suchen. Man muss sich nur einmal einen Horrorfilm ansehen und den Ton abdrehen, um zu begreifen, dass der Schrecken über die Tonspur entsteht. Bilder allein bewirken wenig. Wir leben nicht in einem „visuellen Zeitalter“, sondern in einer Zeit, die das Auge über- und das Ohr unterbewertet.
Nach der Bootsfahrt werden wir in einen „Klangraum“ geführt, weicher Teppich überall, wir sollen uns auf den Boden legen, zur Entspannung. Wir sind allein. Keiner spricht. Wieder umgibt uns eine übersättigte Geräuschkulisse, diesmal Musik, laut, um die Hintergrundgeräusche zu dominieren, zehn, fünfzehn Minuten lang.
Eine Tür wird geöffnet, jemand betritt den Raum. Es ist Uschi Hollerbach, eine der Seminarorganisatorinnen. Seit 1990 ist sie für die Ausstellung engagiert, sieben Jahre lang tourte sie mit ihr durch Europa, seit einem Jahr bietet sie Managementseminare an, die, wie sie sagt, mit dem Wechsel zwischen Licht und Dunkel, „zwischen Emotionalität und Rationalität“ arbeiten. Für ihr neues Projekt, das „Blindspace“-Seminar, hat sie sich zwei Psychologen ins Boot geholt.
Hollerbach holt uns vier „Spacer“ ab. Wir folgen ihrer Stimme, wir gehen nicht weit. Der Raum ist kühl, die Geräuschkulisse der Ausstellung umgibt uns auch hier, es ist, als wären wir genau in der Mitte des sechshundert Quadratmeter großen Erlebnisparcours. Über uns surrt die Klimaanlage in einer Lautstärke, als fahre im Nebenraum pausenlos ein Moped im Kreis. „Suchen Sie sich einen Platz“, sagt sie. Wir tasten uns vorwärts, da sind Stühle, wir sitzen, legen die Blindenstöcke neben uns.
Irgendjemand sagt uns, dass in dem Raum schon Herbert, Willi, Tarzan und Hanna sitzen. Wir sollen unsere Namen sagen: Philipp, Carmen, Cara und Dian. Dian ist ein Mann. Jemand beginnt zu reden, fragt, was wir in der Ausstellung erlebt haben, was wir empfunden haben, ob wir Angst hatten in der Finsternis, was uns am meisten beeindruckt hat. Die Antworten schwimmen in Begeisterung, Anekdoten werden erzählt, als seien wir gerade von einer Survivalsafari zurückgekehrt. Wir sind motiviert. Führungskräfteseminare sind heutzutage oftmals Überlebenstraining. In der Natur oder in künstlich erzeugten Arealen, so genannten Survival Gardens, muss ein Team besondere Herausforderungen meistern und entwickelt durch die gemeinsame Erfahrung das, was Old und New Economy gleichermaßen sich so dringlich wünschen: Teamgeist, Problemlösungskompetenz, Kreativität – und zwar nachhaltig.
Weitere Stimmen tauchen auf. Es sind die „Trainer“, Hollerbach, der Psychoanalytiker Christian Schneider vom Sigmund-Freud-Institut in Frankfurt und die Psychologin Gerhild Trübswasser, die in Salzburg eine eigene Beratungsfirma unterhält. Schneider begrüßt uns, spricht einleitende Worte, redet davon, wie wichtig das Auge sei und wie leicht es getäuscht werden könne. Gerade für Leute im Personalbereich sei das bedauerlich. Aber hier, im „blinden“ Raum, meint er, liege die Chance, den alltäglichen Täuschbarkeiten zu entkommen und tiefere, klarere Einsichten zu gewinnen. Spricht von „Ent-Täuschungen“, die eben auch positiv sein können.
Seine Stimme ist sanft, wie die vieler Psychologen, die darauf trainiert sind, ihre Stimme von persönlichen Hinweisen zu reinigen, um sich ihrem Gegenüber umso besser als Projektionsinstanz anzubieten, um Spiegel nur zu sein, nicht handelnder Akteur. Und doch ist hörbar – gerade weil nichts zu sehen ist –, dass auch er angesichts der „Unsichtbarkeit“ im Besitz derselben Begeisterung ist wie die Seminarteilnehmer, derselben unbändigen Fasziniertheit, die die Trainer offenbar dazu verführt hat, auf ein Konzept zu verzichten. Das ist die zweite und dritte Täuschung. Denn, wie sich im Verlauf des Seminars zeigt, allein der Aufenthalt in einem besonderen Raum genügt keineswegs, damit Unerhörtes geschieht. Und auch ein Trainer kann Trainer nur sein, wenn er sich in der Dunkelheit anders verhält als in der Sichtbarkeit.
Wir werden aufgefordert, reihum zu schildern, was wir von dem Seminar erwarten. Das ist die fünfte Täuschung. Das falsche Signal. Wir begreifen es sofort. Es drängt uns in Richtung Introspektion, wo es doch darum gehen müsste, gemeinsam Erfahrungen zu sammeln – die einzige Möglichkeit, wirklich etwas zu lernen. Die Art, wie wir antworten, ist beredt: reserviert bei den einen, im Selbsterfahrungsjargon bei den anderen. Bei diesem Muster bleibt es. Auch später, als Paare gebildet werden, die wechselseitig beschreiben sollen, welches Bild sie vom anderen inzwischen haben. Jeweils eine Frage darf an das Gegenüber gerichtet werden. „Bist du jemand, der eher kreativ an die Dinge herangeht oder eher rational?“ In diesem Stil sind viele Fragen formuliert. Und in den Beschreibungen heißt es immer wieder: „Du bist sehr vorsichtig, reserviert, nett.“ Wir schweigen sehr viel.
Nur einmal ist es anders, blitzt eine Chance auf, mit mehr nach Hause zu gehen als mit einem Rauschen im Ohr, kalten Füßen und dem Erstaunen darüber, wie schlicht das Menschenbild von Managementberatern sein kann. Wir sollen eine Aufgabe lösen, die einzige während des gesamten Seminars. Jeder bekommt ein Objekt in die Hand gedrückt, und Hollerbach sagt: „Es gibt nur eine optimale Lösung.“
Es ist ein Steckspiel für Kinder, verschieden große Scheiben mit einem Loch in der Mitte, ein Stab, eine Kugel als Abschluss. Wir debattieren, was wir damit tun sollen. Eine Pyramide formen? Und wenn ja, wie? Wie sollen wir herausfinden, was die richtige Reihenfolge ist? Könnten wir nicht machen, was wir wollen, so unpräzise, wie die Aufgabenstellung war?
Mit einem „Dinner in the Dark“ endet der erste Tag. Wir sitzen an einem großen Tisch, wieder dicht beieinander, wir halten den Finger ins Glas, um nicht zu viel Wein hineinzuschütten; wer den Tisch abtastet, findet Brot. Anoma bringt die Teller, Salat, Suppe, Hauptgericht, Dessert. Es ist warm, es schmeckt, wir amüsieren uns. Einzeln werden wir verabschiedet, denn die Inszenierung einer „blinden“ Gruppe, die sich nicht kennt und nicht gesehen hat, soll in den nächsten Tag gerettet werden.
Montagmorgen um halb zehn geht es wieder los. Wir treffen uns in der „UnsichtBAR“. „Wie haben Sie geschlafen?“, fragt Schneider. „Schlecht“, sagen viele. „Ich war so aufgewühlt.“ – „Ich hatte niemanden, mit dem ich gestern noch über das Seminar hätte sprechen können.“ Schneider fragt nach Träumen, natürlich, auch im Verlauf des Tages kommt er immer wieder darauf zurück, und alle psychologisieren ein bisschen mit. Es passiert nicht mehr viel, oft schweigen wir.
Wir wechseln den Raum, im Entenmarsch bewegen wir uns vorwärts, die Hand auf der Schulter des Vordermanns, der Vorderfrau. Es ist sehr kühl, die Klimaanlage surrt noch lauter als am Vortag, weil die Hintergrundgeräusche der Ausstellung fehlen, die montags geschlossen ist. Wir trinken Wasser, mittags gibt es Pizza, die wir im Stehen verzehren, ohne ein Wort. Am Nachmittag, vor Ende des Seminars, werden noch einmal Paare gebildet, wird noch einmal das Bild abgefragt, das vom anderen entstanden ist. Viel hat sich nicht geändert, nur einige Mutmaßungen über die äußere Erscheinung – ist blond, hat lange schwarze Haare – sind hinzugekommen. Dann gehen wir hinaus.
Sitzen im Kreis, bei Licht, sehen uns zum ersten Mal, trinken Kaffee, reden über Befindlichkeiten, an den Stimmen erkennen wir uns. „Jetzt machen wir noch eine Feedbackrunde“, sagt Hollerbach. Erst die Teilnehmer, dann die Trainer. Wieder steht Begeisterung im Raum. „Ich bewundere die Blinden jetzt noch mehr“, sagen viele. „Ich hoffe, dass ich mich in Zukunft nicht nur auf meine Augen verlasse.“ – „Es ist doch erstaunlich, wie gut man sich zurechtfinde, wenn man sich erst einmal daran gewöhnt hat, nichts zu sehen.“ Einige sagen auch: „Ich hätte mir mehr Übungen gewünscht.“ Die Trainer sind dankbar über jede Anregung, denn dies war nur ein Probelauf, die sechste Täuschung, das Seminar muss weiterentwickelt werden.
Und dies nehmen sie mit: Aggressionen hat es im „Blindspace“ nicht gegeben, Schneider sagt es fast bedauernd. Denn im Dunkeln ist man aufeinander angewiesen. Mit Rührung in der Stimme sagt er zum Abschluss: „Ich liebe euch alle.“ Das ist die siebte Täuschung, und die größte.
VERENA KERN, 36, ist taz.mag-Redakteurin
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