: Jäger und Sammlerinnen
■ Warum es Männer irre macht, wenn Frauen immer reden wollen: „Caveman“ Kristian Bader gibt die Antwort
Alle Probleme zwischen Männern und Frauen sind auf einen steinzeitalten Unterschied zurückzuführen: Männer jagen und Frauen sammeln. Historiker streiten noch über dieser Theorie. Aber weil Kristian Bader – der vom Bader-Ehnert-Kommando – auf ihrer Grundlage die Geschlechterwelt in seiner One Man-Show im Schmidts Tivoli so wunderbar erklärt, sei ihm geglaubt: Der Mann jagt. Er konzentriert sich auf sein Ziel – schweigend – vergisst die Welt um sich herum, bis er die Beute erlegt und in seine Höhle geschleift hat. Die Frau sammelt, gemeinsam mit anderen Frauen. Plaudernd haben sie alles Sammelbare im Weitblick.
Wegen dieser Arbeitsteilung kommt es, dass heute noch Männer 20.000 Worte pro Tag reden, Frauen 70.000. Und dass Männer das Autoradio ausmachen, wenn sie sich verfahren haben, während Frauen gleichzeitig lesen, telefonieren und fernsehen. Deswegen ist der Mann auf einen Orgasmus fixiert, während die Frau Orgasmen sammelt wie Informationen. Deswegen treffen sich Frauen zum Reden und sind wütend, wenn der Mann nach einem Männerabend keine Details aus dem Leben der Kumpels liefern kann.
Unter Regie von Esther Schweins hat Kristian Bader mit dem „Caveman“ das erfolgreiche Broadway-Stück nach Hamburg gebracht. Bedenken, es gebe nichts, was über Männer und Frauen noch nicht gesagt worden wäre und dass dessen Wieder- und Wiederholung unmöglich witzig sein könne, sind überflüssig. Wie Bader die Frauen nachmacht, die gesellig durchs Leben schlendern, seine Empörung über weibliches Unverständnis, sein liebenswürdiges Friedensangebot: Der „Caveman“ ist nicht nur sehr wahr, sondern auch sehr, sehr komisch. Am Ende kann Bader nicht mehr reden – Tagesration verbraucht – und die Zuschauer können nicht mehr lachen – mindestens zwei Wochenrationen verbraucht. Sandra Wilsdorf
nächste Vorstellungen: Sa + 28.2., 20 Uhr, Schmidts Tivoli
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