Rotierende Elektriker

■ Nach zwei Jahren „JobRotation“ eröffnet die Arbeitslosenzentrale ein zweites Büro in Bremen / Jetzt sollen auch Kaufmänner und -frauen von der Idee profitieren

Wie man in fünf bis zehn Wochen aus einem Elektriker einen Schlosser machen und gleichzeitig eigene Mitarbeiter weiterbilden kann – diese Erfahrung machte Heiko Zerfowski, mittelständischer Unternehmer im Metallbereich kürzlich in seinem eigenen Betrieb. Er hatte an dem Projekt JobRotation, das von der Bremer Arbeitslosenzentrale (ALZ) angeboten wird, teilgenommen.

Seit Oktober 1998 werden auch in Bremen Facharbeiter aus verschiedensten handwerklichen Bereichen von der ALZ „verliehen“. Klein- und mittelständische Unternehmen mit Fortbildungsbedarf können dank des Programmes zwei Fliegen mit einer Klappe schlagen. Sie können ihre eigenen Mitarbeiter zu einer Fortbildung schicken – auch dabei ist ihnen die ALZ behilflich – und trotzdem sicher sein, dass die Arbeit nicht liegen bleibt. Der Unternehmer muss nur die Fortbildung und den Lohn für seinen eigenen Mitarbeiter bezahlen, das Gehalt des Facharbeiters der ALZ übernimmt das Arbeitsamt.

Auch dieser kann das Programm als Chance begreifen. Er erhält von der ALZ einen Arbeitsvertrag für ABM-Kräfte für ein Jahr – unabhängig davon, ob er in der zur ALZ gehörenden Firma Nordtechnik oder in einem anderen Betrieb tätig ist. Däumchen drehen muss er jedenfalls zu keiner Zeit, und auch die tarifgemäße Bezahlung von 2.700 Mark brutto ist ihm sicher. Deshalb will Lutz Apel von der Arbeitslosenzentrale sein Programm auch keinesfalls mit Zeitarbeit in einen Topf geschmissen sehen.

Schließlich verfolge die Maßnahme vor allem den Zweck, klein- und mittelständische Unternehmen bei ihrer Modernisierung zu unterstützen und nicht nur Lückenfüller zu liefern. Stolz verweist er auch darauf, dass seine Facharbeiter eine deutlich bessere Chance auf Weiteranstellung haben als das in anderen AB-Maßnahmen der Fall ist. Bei 62 Einsätzen wurden 41 Personen in ein festes Arbeitsverhältnis übernommen. Das entspricht einer Vermittlungsquote von etwa 66 Prozent. Nach Angaben des Bremer Arbeitsamtes liegt die „Verbleibequote“ von AB-Maßnahmen in der gesamten Region bei 56,4 Prozent. Dabei wird allerdings nicht berücksichtigt ob die Person eine sozialversicherungspflichtige Beschäftigung aufgenommen hat, oder sie sich schlicht nicht wieder arbeitslos gemeldetet hat.

Der Unternehmer Heiko Zerfowski hat drei Facharbeiter über die Vermittlung der ALZ in seinen Betrieb aufgenommen. Die seien zwar eigentlich gar nicht vom Fach gewesen, aber so motiviert, dass sie schnell eingearbeitet werden konnten, erzählt Zerfowski. So wurden aus Elektrikern Schweißer und seine eigenen Mitarbeiter konnten eine Fortbildung zum Dreher oder Fräser machen. Er würde sich immer wieder an dem Projekt beteiligen, schließlich gebe es genug zu tun. Sein Personal schiebt außerdem immer noch Überstunden.

Dass die Teilnehmer offenbar engagiert sind, liegt vermutlich an dem recht strengen Auswahlverfahren. Nach einer Informationsveranstaltung im Arbeitsamt müssen sich die arbeitswilligen Elektriker oder andere Facharbeiter erst in Bewerbungsgesprächen mit der ALZ und teilweise auch mit den kooperierenden Unternehmen bewähren.

Die steigende Nachfrage veranlasste die ALZ dazu, im Januar ein zweites Büro zu eröffnen. Eine zweite Maßnahme, die 15 weitere ABM-Kräfte einbindet, ist für April geplant. Und auch dem Problem, dass bisher nur eine Frau an dem Projekt beteiligt gewesen ist, will man sich widmen. In Zukunft sollen auch kaufmännische Berufe in die Vermittlung aufgenommen werden. Verena von Ondarza