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Vom Tanz ums goldene Kalb

Wenn weniger Rindfleisch gegessen wird, muss weniger erzeugt werden. Ansonsten werden die Ställe immer voller und neue Massenschlachtungen unvermeidlich. Diese simple Wahrheit hat auch EU-Agrarkommissar Franz Fischler erkannt und den Landwirtschaftministern der Union daher einen „Siebenpunkteplan“ zur Reduzierung des Rinderbestands vorgelegt. Dass er sich damit bei den Mitgliedstaaten der Union kaum durchsetzen wird – das zeigen die Beiträge unser Korrespondenten für diese euro-taz.

Besonders Fischlers Vorschlag, nur mehr 90 Rinder pro Betrieb zu subventionieren, stößt auf Widerstand. In Ostdeutschland mit seinen traditionell großen Bauernhöfen, aber auch in Großbritannien, Italien und den drei skandinavischen Mitgliedstaaten.

Die Agrarminister dieser Länder werfen Fischler vor, die BSE-Krise mit althergebrachten Methoden – wie Massentierschlachtungen – bekämpfen zu wollen. Doch mit ihrer Forderung nach einem ökologischen Umbau der Landwirtschaft sind sie in der Minderheit.

In Spanien und Frankreich zum Beispiel setzt man stattdessen auf eine Ausweitung der Stützungsmechanismen – sprich: auf mehr Geld aus Brüssel. Dies jedoch lehnt die Bundesregierung als größter Nettozahler der Gemeinschaft ab. Und auch Fischler will verhindern, dass es zu einem neuen Subventionswettlauf kommt. Allzu friedvoll wird es am Montag in Brüssel, wenn die Landwirtschaftsminister der Union zu ihrer regelmäßigen Ratssitzung zusammenkommen, also nicht abgehen.

Und so sind auch gemeinsame Lösungen für die Folgen der BSE-Krise vorerst nicht in Sicht. Diese euro-taz wirft daher auch einen Blick über die Grenzen der EU. Die Schweiz, eines der am meisten von BSE betroffenen Ländern, hat bisher ganz auf Massenschlachtungen verzichtet. Beim Beitrittskandidaten Polen setzt man wieder mehr auf einheimische Produkte und ist stolz auf eine Landwirtschaft, die von kleinen Betrieben bestimmt wird.

FOTO: FOTOLIB/FRANÇOIS LEHR

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