Abarbeitung der Gefahr

Britisches Schweinefleisch: Gesundheitssenatorin Karin Roth gab sich gestern Abend vor dem Gesundheitsausschuss routiniert  ■ Von Elke Spanner

Gesundheitssenatorin Karin Roth (SPD) ist sehr routiniert. Zum einen in ihrem Auftreten: Selbstbewusst bedankt sie sich beim Vorsitzenden des Bürgerschaftgesundheitsausschusses dafür, dass sie diesem zum Thema Maul- und Klauenseuche Rede und Antwort stehen darf. Aber auch im Umgang mit der Tierseuche hat ihre Behörde zwar nicht weniger, allerdings auch nicht mehr als bürokratisch routiniert gehandelt. „Hätte nicht eine Kollegin aus Schleswig-Holstein angerufen und Alarm geschlagen, würden wir noch immer in Routine verharren“, bilanziert der Vorsitzende des Ausschusses Mathias Petersen (SPD) nach der Aussage der Senatorin gestern Abend.

Roth hatte eingeräumt, sich erst über den möglichen Import der Tierseuche in Deurtschland informiert zu haben, als die Landwirtschaftsministerin aus Schleswig-Holstein sie am 2. März telefonisch darauf hingewiesen hatte, dass Hamburg zum Einfallstor geworden sein könnte. Roth: „Ich wusste von der Schweinefleischlieferung vorher nichts, so dass ich da nicht eingreifen konnte.“ Bereits eine Woche zuvor, am 22. Februar, war im Tierseuchenreferat des Amtes für Gesundheit ein Fax des Bundesministeriums für Verbraucherschutz eingegangen, das auf eine Schweinefleischlieferung aus Großbritannien nach Hamburg im Februar verwies.

Vom CDU-Abgeordneten Wolfgang Beuß musste sich Roth die Frage gefallen lassen, wieso nach dem Fax des Bundesministeriums in ihrem Amt nicht alle Alarmglo-cken losgegangen waren – zumal die Senatorin erst wenige Wochen zuvor wegen ihrer nur zögerlichen Maßnahmen zur Verhinderung der Ausbreitung von BSE kritisiert worden war. Roth räumte ein, dass die „Abarbeitung der Gefahr“ der Maul- und Klauenseuche in ihrer Behörde „mangelhaft“ war. Erst nach dem Anruf aus Schleswig-Holstein, bestätigt auch der Leiter des Amtes für Gesundheit, Norbert Lettau, „begann bei uns das, was wir Management nennen“.

Mittlerweile steht fest, dass von den 292 Tonnen britischem Schweinefleischs, die nach Hamburg geliefert worden waren, 175 Tonnen in andere Länder weiterverteilt wurden: An neun Firmen in Schleswig-Holstein, vier in Mecklenburg-Vorpommern, 17 in Niedersachsen und drei Betriebe in Nordrhein-Westfalen.

118 Tonnen sind in Hamburg verblieben, wo sie an 19 Betriebe ausgeliefert wurden. 88 Tonnen hat die Gesundheitsbehörde inzwischen sichergestellt. 22 Tonnen, so der Amtstierarzt Peter Brehm, sind zu „sicheren Erzeugnissen“ weiterverarbeitet oder bereits verbraucht worden: In Kantinen und Restaurants. Er entwarnte jedoch, dass die Maul-und Klauenseuche für den Menschen keine Gefahr darstelle: „Deshalb ist es keine Sache, an der man Verbraucherschutz messen kann.“