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Es ist selbstverständlich

Vaterschaftsurlaub ist toll: Bronchitis, hohes Fieber, dann nächtelanges Husten. Dazwischen ein paar Zähne samt entsprechender Laune und nun eine vereiterte Angina: Das waren die letzten zwei Monate mit unserem Sohn.

Aber Vaterschaftsurlaub ist wirklich toll: Morgens vom Geplapper des Kleinen aufzuwachen und als erstes sein fast zahnloses, aber alles durchstrahlendes Lachen abzubekommen – da kann einem auch eine spannende Arbeit für eine Weile gestohlen bleiben.

Die Entscheidung für den Vaterschaftsurlaub war aber schon lange vor diesen sentimentalen Glücksgefühlen gefallen. Sie war selbstverständlich. Warum sollte der Vater nicht genauso wie die Mutter für ein paar Monate vom Beruf aussetzen, um im ersten Jahr den Herrn Sohn zu betreuen? Es hätte in unserem Fall auch gar keine Ausrede zum Weiterarbeiten gegeben, denn meine Freundin arbeitet freiberuflich. Wenn sie ein Jahr vom Beruf aussetzt, muss sie sich erst wieder mühsam Aufträge erkämpfen. Außerdem verdient sie wesentlich mehr Geld.

Bei der taz gibt es weder offene noch versteckte Sanktionen für längere Fehlzeiten – sei es unbezahlter Urlaub oder Kindererziehung. Die Chefredaktion nahm mein Begehr stirnrunzelnd hin: „Du auch noch!“ Das war’s. Von Kollegen aus anderen Verlagen hört man da Unangenehmeres: „Gesetzlich dürfen Sie natürlich in Vaterschaftsurlaub – aber ich würde es mir gut überlegen.“ Und ein Ressortleiter wie ich hat schon gleich zweimal dauerpräsent zu sein. Lieber zahlt eine Firma ein Motivationsseminar bei einem sündhaft teuren Management-Guru, als jemanden für ein paar Monate kostenlos pausieren zu lassen. Bei der taz hingegen könnte ich den Erziehungsurlaub sogar verlängern. Immerhin kommt Niklas ab Juli ein paar Stunden täglich in den Kindergarten. Da holt er sich dann bestimmt die üblichen Seuchen wie Masern oder Windpocken. Dafür kann er dann laufen – wird bestimmt auch toll.REINER METZGER, RESSORTCHEFWIRTSCHAFT & ÖKOLOGIE

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