: Der australische Goldfinger
Keiner ist reicher, keiner einflussreicher, keiner wird weltweit mehr gehasst: Der Medienunternehmer Rupert Murdoch feiert am Sonntag seinen 70. Geburtstag. Und sein Imperium wuchert weiter
von ARNO FRANK
„Well, it’s no trick to make a lot of money if all you want is to make a lot of money. Take Mr. Kane. It wasn’t money he wanted.“
(aus „Citizen Kane“)
Sein privates Vermögen wird auf 12 Milliarden australische Dollar geschätzt, zu seinem weltumspannenden Medienimperium gehört eigentlich alles: von der banalen Zeitung, in die man Fische einwickeln kann, bis zum komplexen Satellitennetz, mit dem er seine Programme in nahezu alle Länder der Erde versendet.
Für seine zahlreichen Feinde hat er das Format eines Bond-Bösewichts à la „Ernst Blofeld“, für seine zähneknirschenden Bewunderer ist er dagegen schlicht der „Henry Ford des Informationszeitalters“. Über seinen Konzern News Corporation sagt er selbst: „Unsere Firma ist Ausdruck meines Denkens, meines Charakters, meiner Werte.“ Am Sonntag feiert der weltweit bestgehasste Medienunternehmer seinen 70. Geburtstag.
Dabei hätte aus dieser Familie noch etwas werden können: Sein Großvater Patrick Murdoch war ein mit allen Weihwassern gewaschener Prediger der schottisch-presbyterianischen Freikirche, der 1884 dem Ruf der „Free Church of Scotland“ nach Australien folgte.
Murdoch aber wurde Journalist – wie sein Vater Keith, der sich als Kriegsberichterstatter und Verleger einen Namen gemacht hatte. Wie bei guten Familien im Dämmerlicht des Britischen Empire üblich, blieben die Kontakte in die alte Heimat eng: Im nachkriegsgebeutelten England bewohnte Murdoch eine der vornehmsten Studierstuben im Worcester College, wo er seine Verachtung für das britische Establishment mit einer Lenin-Büste auf dem Kaminsims illustrierte. Wichtiger als das Volkswirtschaftsstudium in Oxford waren für den angehenden Zeitungsmacher aber die diversen, vom Vater vermittelten Praktika bei verschiedenen englischen Blättern. Und schon früh zeigte Murdoch Talent, sich unbeliebt zu machen – und auch den wohlmeinenden Rat des Vaters in den Wind zu schlagen, sich stets höflich von seinen Kollegen zu verabschieden: Den Inhaber der Zeitung Gazette ließ er zum Abschied wissen, dass „Chefredakteur Charles Fenby inkompetent ist und daher gefeuert werden muss“. Dergleichen konnte sich der junge Murdoch durchaus leisten: Als sein Vater 1952 starb, hinterließ er dem 22-jährigen Studenten die beiden Zeitungen Adelaide News und Sunday Mail.
Als Murdoch 1954 nach Australien zurückkehrte, rollte er mit der soliden Basis im Rücken zunächst den dortigen Medienmarkt auf, kaufte Provinzzeitungen, Rundfunk- und Fernsehanstalten sowie alle nennenswerten Massenblätter in Sydney – stets nach der Strategie, Wissen und Informationen den Gesetzen des Marktes zu unterwerfen.
Erst als Murdoch down under mit über 100 Blättern eine marktbeherrschende Position erreicht hatte, wagte er den Sprung auf den britischen Zeitungsmarkt: 1969 kaufte seine News Corporation das Boulevardblatt News Of The World – heute gehören ihm fast 40 Prozent aller Zeitungen ist Großbritannien, darunter auch die ehrwürdige The Times, die er vor damit vor der Pleite bewahrte.
Einen Brückenkopf in den USA errichtete er 1972 mit dem Kauf des National Star. Als es dort für ihn – den Ausländer – nicht mehr weiterging, erwarb er 1985 zunächst die US-amerikanische Staatsbürgerschaft – und anschließend sieben amerikanische Fernsehstationen, den Satellitensender Sky TV, die 20th Century Fox sowie mehrere Buchverlage, darunter die Gruppe Harper Collins Publishers.
In England unterstützten seine Blätter – allen voran sein Sprachrrohr The Sun – die (Kriegs-)Politik Margaret Thatchers, die ihn dafür 1985 zum „Commander Of The White Rose“ ernannte.
Dass er mit der Einführung moderner elektronischer Produktionsmethoden den britischen Druckergewerkschaften finanziell das Rückgrat brach und 3.000 Leute um ihre Arbeitsplätze brachte, sei hier nur am Rande erwähnt. Dass er sich weigerte, wegen angeblich „chinafeindlichen“ Memoiren des letzten Gouverneurs von Hongkong abzudrucken, passt ebenfalls ins Bild. Sein Lebenstraum ist nämlich das globale Satellitenfernsehen (siehe taz vom 6. 3. 2001), den gigantischen chinesischen Markt eingeschlossen.
Ob er das noch erleben wird, steht sprichwörtlich in den Sternen: Murdoch ist an Prostatakrebs erkrankt, seine Tage scheinen gezählt. Für die Zeit danach hat er bereits seine Kinder Lachlan, James und Elizabeth in Stellung gebracht – und seine dritte Ehefrau, die fast vierzig Jahre jüngere Chinesin Wendy Deng. Das Murdoch-Imperium hat einen geschätzten Wert vom 90 Milliarden Mark – die Diadochenkämpfe könnten also spannend werden.
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