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In gutem Glauben

■ Bugenhagenhaus geht Vorwürfen nach

Heimleiterin, Pastorin, Kirchenvorstand, Heimbeiräte: Das evangelische Bugenhagenhaus bot viele Leute auf, um die Vorwürfe zu zerstreuen, die einem langjährigen Mitarbeiter des Altenheimes in Groß Flottbek gemacht werden. Der steht zur Zeit vor Gericht, weil ein ehemaliger Kollege 1999 be-obachtet haben will, wie er zwei wehrlose Bewohnerinnen misshandelt hat (taz berichtete).

Heimleiterin Editha Zeiner, Pas-torin Hanna Wichmann und die Vorsitzende des Bugenhagenhaus-Ausschusses Elke Franke bezeichnen die Vorwürfe als haltlos und erzählen von dem Belastungszeugen, der nur für eine Woche über eine Leiharbeitsfirma in dem Altenheim gearbeitet hat, einen dubiosen Doktortitel trägt und niemandem von seinen angeblichen Beobachtungen mitgeteilt hat. Der, den er be-lastet, beschreiben sie als offen, zuverlässig, fröhlich. Auch die Bewohnerinnen Inge Sander und Helene Wrezs loben ihn als „ausgeglichenen Herren, der auch mal ein persönliches Wort hat“.

Trotzdem ist die Flucht nach vorn eher ein Schritt zurück. Denn die Informationsoffensive offenbart erst die unmündige Behandlung der Heimbewohner: Editha Zeiner hat im Sommer 2000 vom Landeskriminalamt von den Vorwürfen ihres Kurzzeit-Mitarbeiters erfahren und nur Elke Franke informiert. „Uns schien das undenkbar“, sagt die. Das soll erklären, warum die beiden nichts unternommen haben. Erst nachdem die BewohnerInnen nun aus den Medien von dem Prozess erfahren haben, haben sie weitere BewohnerInnen, Angehörige und MitarbeiterInnen befragt, „und die haben bestätigt, was wir denken“, sagt Elke Franke. Sie gibt aber zu: „Wir hätten diese Informationen viel früher sammeln müssen.“

Jetzt erst und auf Anregung der Heimaufsicht ist der angeklagte Mitarbeiter für die Dauer des Prozesses beurlaubt. Ob sie den Mitarbeiter, an den sie so glauben, auch bei den Kosten für seinen Anwalt unterstützen, „diskutieren wir gerade“, sagt Zeiner. Der Prozess wird heute fortgesetzt. san

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