: Abbitte gefordert
■ Zwei GAL-Kreisvorstände legen Antje Radcke indirekt den Rücktritt nahe
Die grünen Kreisvorstände Mitte und Eimsbüttel haben der linken Landesvorstandssprecherin Antje Radcke in einem parteiinternen offenen Brief indirekt den Rücktritt nahegelegt. Sie begründeten dies mit den in der Welt am Sonntag vorab erschienen Auszügen von Rad-ckes Buch über die rot-grüne Regierungsbeteiligung und einem Interview in der Zeitschrift Max.
Radcke hatte sowohl die grünen Bundesminister Joschka Fischer und Jürgen Trittin als auch die grünen Spitzenfrauen Gunda Röstel, Renate Künast, Claudia Roth und Kerstin Müller scharf kritisiert. Die Kreisvorstände halten das für un-sachgemäß und unangemessen. Ihr Brief mündet in der Aufforderung, die Veröffentlichungen richtig zu stellen und schließt: „Ansonsten erwarten wir von Dir eine Erklärung, wie Du die Veröffentlichung Deines Buches mit Deinem Amt und den Zeitpunkt der Veröffentlichung während eines laufenden Wahlkampfes vertreten möchtest.“
Der Brief lag am Dienstagabend bei der zweiten nicht öffentlichen Landesvorstandssitzung zu Rad-ckes Äußerungen bereits vor. „Die Rücktrittsforderung hat niemand erhoben“, sagt die Landesvorstandssprecherin. Die Briefe-Schreiber hätten ihr Buch noch nicht gelesen. Dabei handele es sich um eine Analyse von anderthalb Jahren grüner Regierungsbeteiligung. „Es beschreibt die Verhältnisse unter denen wir Regierungspolitik machen mussten“, sagt Radcke. Über Hamburg im Gegensatz zum Bund habe sie dabei viel Positives zu sagen gehabt. „Nicht umsonst habe ich in Hamburg wieder kandidiert.“
Auch den Zeitpunkt der Veröffentlichung hält sie nicht für kritisch. „Es gibt immer irgendwo einen Wahlkampf“, sagt Radcke. Auswirkung auf die Bürgerschaftswahl befürchtet sie nicht.
Christian Sili von der Grünen Jugend dagegen schon: Fischer und Trittin bei Wahlkampf-Veranstaltungen in Hamburg mit Radcke auf dem Podium – das sei schwer vorstellbar, findet er. Radcke sähe in so einem Fall „den gesamten Landesvorstand in der Pflicht“.
Zumindest Vorstandsmitglied Carsten Kuhlmann hängt die Sache tief. Radckes Statements seien als Diskussionsbeiträge ernst zu nehmen. Es sei sogar ihr Job, aufzuzeigen, wie mit dem Regieren umzugehen sei. Gernot Knödler
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