ALS SEI NIE WAS GEWESEN: GRIMME PREIS VERNACHLÄSSIGT DIE PRIVATEN: Zurück zum Bildungsfernsehen
Deutschlands renommiertester Fernsehpreis stand traditionell unter einem öffentlich-rechtlichen Vorbehalt. Nur langsam öffnete sich der Adolf Grimme Preis dem Programmangebot der kommerziellen Konkurrenz.
Rund zehn Jahre nach Einführung des Privatfernsehens schien man sich endlich auch am Grimme-Standort Marl mit dem dualen TV-System arrangiert zu haben. Zwar überstieg die Zahl der Preise für ARD und ZDF immer noch bei weitem die Auszeichnungen für RTL, ProSieben & Co. Doch der Comedy-Boom und die Serienvielfalt in den werbefinanzierten Sendern sorgten immerhin für manchen privaten Grimme Preis. Außerdem hatte man von ARD und ZDF wichtige Sportereignisse abgeworben – auch dies wurde in Marl honoriert.
In diesem Jahr folgt der Rollback: Ganze drei private Programme waren nominiert; ein klägliches Grimme-Preischen blieb am Ende für die ProSieben-Eigenproduktion „Das Phantom“ übrig. Nicht zufällig eine Sendung, die in ihrer Machart ebenso gut bei ARD und ZDF hätte laufen können.
Damit kehrt der Grimme Preis zu seinen Anfängen zurück: zum Ideal des Bildungsfernsehens. Schließlich wird er vom Deutschen Volkshochschulverband gestiftet. Die Zwänge von Quizshow und Reality-Wahn, Quotensucht und Häppchen-Journalismus werden ignoriert. Dem Preis nutzt das nicht. Jedenfalls dann nicht, wenn er sich weiterhin als Trendaufspürer, als Unterstützer neuer Ideen und Entwicklungen auf dem Bildschirm versteht. Und das natürlich als Anwalt des Qualitäts-TV. Gelungen ist dies immerhin bei einigen Nominierungen in der Preiskategorie „Spezial“: etwa Viva-2-Moderatorin Charlotte Grace Roche, Harald Schmidts Co-Moderator Michael Andrack, Volker Weicker für Sportformate bei Sat.1 und RTL. Allein: Sie gingen alle leer aus. Geißendörfer räumt ab – für die „Lindenstraße“.
Der Grimme Preis als bewahrende, rückwärtsgewandte Bestätigungsinstanz führt in die eigene Marginalisierung. Doch gibt es eine Chance zur Trendwende: In Marl steht ein Wechsel der Institutsspitze an. STEFFEN GRIMBERG
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