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Der gefährliche Unterschied

Erster Hamburger FrauenNaturHeilkundetag: Über Selbstbestimmtheit, weibliche Körper und Therapien jenseits der Schulmedizin  ■ Von Sandra Wilsdorf

Für Frauen ist manchmal lebensgefährlich, dass ihre Körper anders funktionieren als die der Männer. Während sich bei denen der Herzinfarkt beispielsweise in Brustkorb und Arm bemerkbar macht, wandern seine Symptome bei Frauen eher in Rücken, Hals und Oberbauch. Weil aber die Forschung die unterschiedlichen Reaktionsweisen oft nicht berücksichtigt, sind sie weniger bekannt. Weshalb mancher Infarkt bei Frauen zu spät entdeckt wird.

Isa Merker, Hamburger Heilpraktikerin kritisiert außerdem, dass ÄrztInnen Medikamente häufig ohne Ansehen des Geschlechts verschrieben, „dabei werden beispielsweise die weiblichen Hormone gar nicht berücksichtigt, die die Wirkungsweisen verändern können“, fügt ihre Kollegin Jessica Diedrich, hinzu. Die bundesweit 400 Heilpraktikerinnen, die sich in dem Verband „Lachesis e.V.“ zusammen geschlossen haben, wollen diese und andere Probleme der männlich dominierten Schulmedizin diskutieren und eine frauenorientierte Heilkunde voranbringen und laden deshalb interessierte Frauen am 31. März zum „1. Hamburger FrauenNaturHeilkundetag“ ein.

Am Vormittag diskutieren unter anderem die Heilpraktikerin Claudia Cardinal, Elke-Anna Eberhard vom Bremer FrauenGesundheitsZentrum und die Hamburger SPD-Bürgerschaftsabgeordnete Petra Brinkmann mit den Teilnehmerinnen über die Frage „Brauchen wir eine feministische Gesundheitspolitik?“. Anschließend gibt es bis zum späten Nachmittag in elf Workshops – exklusiv für Frauen – Gelegenheit, unterschiedliche naturheilkundliche Therapieformen kennenzulernen. Beispielsweise Stressabbau mit „One Brain“, Beckenbodentraining, Luna Yoga, Rücken- und Gelenkbehandlung nach Dorn/Breuß und Lymphdrainage. Parallel dazu gibt es einen Markt mit Ständen aus dem Bereich Naturheilkunde.

Für die Organisatorinnen ist ein FrauenNaturHeilkundetag aus verschiedenen Gründen eine logische Angelegenheit: „Zum einen spielen die Frauen beim Heilen traditionell eine große Rolle“, sagt Dagmar Fenner. Als Hebammen, als Heilerinnen, aber auch in den heutigen Familien werde meistens die Frau gefragt, wenn es irgendwo schmerzt. Außerdem betrachteten Frauen Krankheiten ganzheitlicher und nähmen sie oft früher wahr als Männer. „Sie sind wachsamer, was ihr Umfeld mit ihnen macht“, sagt Dagmar Feller . Ein Ansatz der sich auch in der Naturheilkunde fände, die nicht Symptome, sondern Ursachen behandele.

Zum anderen aber spielten Frauen auch als „Kundinnen“ eine besondere Rolle, „sie werden als Patientinnen geradezu herangezüchtet“, klagt Fenner. „Wenn Frauen nicht funktionieren, gibt es Hormone“, hat Isa Merker beobachtet. Und wer Ende 40 ist, bekommt sie sowieso. Dabei beobachten die Heilpraktikerinnen gerade bei Frauen ein starkes Bedürfnis, wieder Verantwortung für den eigenen Körper zu übernehmen. Und genau darum geht es beim FrauenNaturHeilkundetag.

Eintritt: 70 Mark für den ganzen Tag oder 25 Mark pro Workshop. Anmeldung bei J. Diedrich unter 040-51310513.

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