: Landowsky macht dem Nachwuchs Platz
Favorit Frank Steffel darf vor dem Kommunismus warnen, Konkurrent Kaczmarek sehnt sich nach einem Schaffner – und die Opposition erhebt neue Vorwürfe gegen das Geschäftsgebaren des Nochfraktionschefs und Exbankers
Die alten Worte kommen jetzt aus einem neuen Mund: Nicht mehr der angeschlagene CDU-Fraktionschef Klaus Landowsky selbst, sondern Nachfolgekandidat Frank Steffel durfte den Koalitionspartner SPD gestern vor einem Überlaufen zu den Kommunisten warnen. Die Sozialdemokraten, die den Druck auf die CDU seit Wochen millimeterweise verstärken, hatten am Wochenende erstmals offen mit Neuwahlen oder einem Misstrauensvotum gedroht. Eine solche „Aktionsgemeinschaft zwischen SPD, PDS und Grünen“ werde „weder im Ostteil noch im Westteil“ der Stadt eine Mehrheit finden, sagte Steffel.
Anders als sein politischer Ziehvater formuliert der CDU-Hoffnungsträger allerdings noch etwas hölzern und zeigt sich mit dem sozialistischen Klassenfeind im Gebrauch des doppelten Genitivs vereint: „Allein die Ankündigung der Möglichkeit einer solchen Aktionsgemeinschaft stellt eine unverantwortliche Beeinträchtigung der wirtschaftlichen Chancen der Stadt dar.“ Auf Personalversammlungen bei der Stadtreinigung wird Steffel mit solchen Sätzen – im Gegensatz zur Stimmungskanone Landowsky – kaum reüssieren. Aber immerhin: Bei der Wahl der Themen, mit denen er sich profiliert, zeigt der Unternehmer Steffel eine glücklichere Hand als sein abgeschlagener Rivale Alexander Kaczmarek. Der Verkehrspolitiker, der wochenlang kaum etwas von sich hören ließ, unternahm jetzt einen überraschenden Vorstoß für den Einsatz von Schaffnern auf touristisch relevanten Buslinien (siehe Seite 20).
Ungeachtet der Steffelschen Schimpftiraden arbeitet die PDS-Opposition weiter darauf hin, dass der CDU-Nachwuchs möglichst schnell zum Zuge kommt. An Landowskys Stuhl sägte sie gestern mit einer neuen Strafanzeige gegen den Fraktionsvorsitzenden – wegen Untreue, Begünstigung und Strafvereitelung. Anders als im Fall der Parteispende geht es um ein Vorfall, der erst ein Jahr zurückliegt und daher noch nicht verjährt ist: Landowskys Bank soll einem Pleitier geholfen haben, sich nach Kanada abzusetzen. Diesmal reagierte der Fraktionschef selbst – und in gewohnt eingängiger Diktion: Die Vorwürfe seien „ausgemachter Unsinn“, ließ Landowsky wissen. RAB
Eine Koalition, die was bewegt: taz.de und ihre Leser:innen
Unsere Community ermöglicht den freien Zugang für alle. Dies unterscheidet uns von anderen Nachrichtenseiten. Wir begreifen Journalismus nicht nur als Produkt, sondern auch als öffentliches Gut. Unsere Artikel sollen möglichst vielen Menschen zugutekommen. Mit unserer Berichterstattung versuchen wir das zu tun, was wir können: guten, engagierten Journalismus. Alle Schwerpunkte, Berichte und Hintergründe stellen wir dabei frei zur Verfügung, ohne Paywall. Gerade jetzt müssen Einordnungen und Informationen allen zugänglich sein. Was uns noch unterscheidet: Unsere Leser:innen. Sie müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 50.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Es wäre ein schönes Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen