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Schlechte Noten für die Food-Multis

Studie belegt: Lebensmittelkonzerne kümmern sich kaum um Umweltschutz. Teilweise aber soziales Engagement

BERLIN taz ■ Ausgerechnet McDonald’s hat ein Tierschutzprogramm: Der Lieblingsfeind von Umweltschützern bezieht Eier von Hühnern aus Bodenhaltung, die mindestens so viel Platz haben, dass sich alle gleichzeitig hinlegen können. Das ist nicht viel, aber für die internationale Ernährungsbranche fast schon revolutionär, meint die internationale und unabhängige Rating-Agentur oekom-research. Die Firma in München hat insgesamt 18 Großunternehmen der Food- und Konsumgüterbranche auf ihre Umwelt- und Sozialstandards untersucht. Das Ergebnis ist ein Armutszeugnis für die Branche: Auf einer Skala von A (beste Note) bis D lag die Durchschnittsnote bei C-.

Denn keines der Unternehmen bezieht seine Rohstoffe aus ökologischer Landwirtschaft. Üblich sei die industrielle Erzeugung mit Hormonen, Pestiziden, Antibiotika und Gentechik. Integrierter Anbau, der den Einsatz von Chemikalien minimiert, ist nur beim britischen Spirituosen- und Weinproduzenten Allied Domecq ein Thema. Positiv bewertet das Rating auch die Initiative des britisch-niederländischen Mischkonzerns Unilever (Omo, Rama, Magnum-Eis etc.), der gemeinsam mit dem World Wide Fund for Nature (WWF) das Gütesiegel MSC für nachhaltige Fischwirtschaft entwickelt hat, um die Überfischung der Meere zu verhindern. Nahezu alle Hersteller bieten Produkte mit gentechnisch veränderten Substanzen an. Einzige Ausnahmen: die deutsche Firma Südzucker und wiederum Allied Domecq.

Das Rating-Ergebnis von Nestlé wird beeinträchtigt vom Vorwurf, der Konzern richte mit dem Verkauf von unverträglicher Babymilch in Entwicklungsländern Schaden an. „Nestlé war über unsere Beurteilung C- nicht gerade entzückt“, berichtet Frank Werner, Wissenschaftler bei oekom-research. „Aber sie haben das Ergebnis akzeptiert.“

Die Teilnahme an dem Rating ist freiwillig. Die Firmen müssen etwa 200 Fragen schriftlich beantworten und Behauptungen belegen. Zudem werden Recherchen von NGOs und Journalisten berücksichtigt. Neun angesprochene Unternehmen haben die Teilnahme abgelehnt. „Die meisten Konzerne waren besser in den Sozialstandards als im Umweltbereich“, sagt Werner. Proctor and Gamble aus den USA (Pampers, Ariel, Lenor, Blend-a-med) hat ethnische Minderheiten gut integriert und befragt seine Mitarbeiter/innen regelmäßig. Durch Sozialprogramme für Kultur und Sport oder Gesundheitsvorsorge fielen Cadbury Schweppes, Gilette, Kellog und McDonald’s positiv auf.

Im wissenschaftlichen Beirat von oekom-research sitzen Fachleute von deutschen Universitäten, Stiftungen und Umweltorganisationen. Die Firma finanziert sich durch den Verkauf ihrer Ergebnisse an Banken und Investmentfonds, die ethische und ökologische Fonds auflegen.

BEATE STRENGE

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