: Im Knast gelernt
■ Justizbehörde stellt neues Ausbildungskonzept für Häftlinge vor
„Es ist wie draußen, man muss immer lernen für ein Studium und eine Lehre“, sagt Necip Ö. „Für mich ist das nicht so schwierig“, fügt er hinzu. Im Februar begann seine Umschulung zum Elektroanlagenmonteur. Der 29-Jährige ist einer der ersten 17 Gefangenen, die an dem neuen Ausbildungsprogramm teilnehmen dürfen, das die Haftanstalt am Hasenberge gestern vorstellte.
Zum ersten Mal werden die Gefangenen dabei von externen LehrerInnen des Berufsfortbildungswerkes unterrichtet. „So bekommen sie das Gefühl, die Umschulung für sich zu machen und sie nicht von uns aufgedrückt zu bekommen“, sagt Vollzugsleiter Jürgen Beuck. Die Umschulung ist der erste Teil eines Systems, mit dem die Haftanstalt ihr Ausbildungsangebot an die Anforderungen der Wirtschaft anpassen will.
Justizsenatorin Lore Maria Peschel-Gutzeit (SPD) ist sich sicher: „Elektroanlagenmonteure werden gebraucht.“ Die Häftlinge wurden für die Ausbildung in einen eigenen Trakt verlegt, damit sie, so die Argumentation, so wenig wie möglich abgelenkt werden, „denn viele Häftlinge haben Schwierigkeiten, sich zu Beginn ihrer Haftzeit auf eine Lehre zu konzentrieren“, erklärte Beuck. So wurden bisher viele ohne Lehrabschluss entlassen.
Das Ausbildungskonzept soll vier Stufen umfassen. So kann auf die verschiedenen Qualifikationen der Gefangenen reagiert werden. Über die Anerkennung dieses Baukastenprinzips wird noch mit der Handwerkskammer verhandelt. Die LehrerInnen des Berufsfortbildungswerkes sollen den Umschülern im Anschluss an die Haft helfen, eine Arbeit zu finden. Necip will dann Fortbildungen machen „und vielleicht mal an der FH studieren“. Michaela Soyer
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