schnittplatz: „Big Diet“ mit der Schreinemakers
Ein bekanntes Problem, ein bekanntes Gesicht: „Weight Watcher TV“ wird Ihnen präsentiert von ... der reanimierten Margarethe Schreinemakers!
Der Frühling naht – auch wenn er sich noch etwas schwer tut. Noch schwerer sind wir geworden: Mit dickem Bauch und rundem Hintern, angefressen an langen Winter-TV-Abenden, treten wir zögernd der Sonne entgegen. Die Stunde der Diäten hat geschlagen. Frühlingsgefühle und eine Scheißfigur passen eben einfach nicht zusammen – also müssen die Pfunde runter. Brigitte, Allegra, Lisa, Laura & Co. geben sich momentan monothematisch und mutieren von der Frauenzeitschrift gänzlich zum Abspeck-Ratgeber für Übergewichtige. Oder vielmehr: Für die, die sich so fühlen. Und Mineralwasser, Müsli aus dem Fingerhut und geriebene Äpfel haben wieder Hochkonjunktur. Was ja nun wirklich kein kulinarisches Vergnügen ist. Dabei kann jetzt jeder am Körperverlust Interessierte Karriere machen – gerade wegen seines Mutes zu Form und Fülle: RTL will Dicken beim Abnehmen über die Schulter schauen. „Deutschland wird schön und du machst es vor!“ So wirbt der Sender für sein neues Reality-Format titels „Big Diet“. Und sucht mopsige Kandidaten, die 105 Tage vor laufender Kamera Diät halten, Sport treiben und Spaß haben. In den Niederlanden trauten sich Endemollige bereits in den Kalorien-Knast, bald können auch deutsche Gewichtsproblematiker einsitzen. Bewerbungsunterlagen mit genauen Angaben über Kilos, Hals- und Oberschenkelumfang – starkes Cellulite-Aufkommen erwünscht – senden Sie bitte an diet@endemol.de.
Allerdings beginnt „Big Diet“ erst Ende Mai – da ist es für die Frühlingsdiät schon zu spät. Und die Teilnahmechancen steigen schließlich mit jedem zusätzlich installierten Fettpolster im Hüftbereich. Das heißt: Jetzt noch mal kräftig reinhauen, viel Chips und Cola, bloß keinen Sport treiben – dann steht der Nominierung nichts mehr im Wege. Und wer nach Ablauf der Schonkostfrist rank und schlank wie eine Tanne den Container als Sieger verlässt, den erwartet eine Karriere als singendes Skelett. Und Frau Schreinemakers darf – nach vier Jahren im Untergrund – auf ein fettes Comeback hoffen. JUTTA HEESS
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