blick nach südwesten: Bonus für den Landesvater
Klaus Landowsky ist schwer angeschlagen, aber sein politischer Instinkt funktioniert noch ganz gut. Flugs wusste er gestern die Wahlergebnisse aus Rheinland-Pfalz und Baden-Württemberg auf Berliner Verhältnisse zu übertragen. „Das Zutrauen der Bürger zu soliden Ministerpräsidenten“, erkannte der CDU-Fraktionschef, sei „heute stärker ausgeprägt denn je.“ Soll heißen: Falls die SPD wirklich Neuwahlen vom Zaun bricht, könnte Landesvater Eberhard Diepgen – und mit ihm die CDU – ähnliche Zuwächse verbuchen wie Kurt Beck und Erwin Teufel.
Kommentar von RALPH BOLLMANN
Für SPD und Grüne ist die Bilanz hingegen ernüchternd. Zwar konnten die Stuttgarter Genossen acht Prozentpunkte zulegen. Doch eine populäre Kandidatin wie Ute Vogt ist in der Hauptstadt nicht in Sicht, und selbst mit einem derart fulminanten Plus käme die hiesige SPD gerade mal auf 30 Prozent – kein überzeugender Regierungsauftrag. Zumal der grüne Koalitionspartner in spe mit weiteren Stimmenverlusten rechnen müsste. Auch ein CDU-Skandal, das hatte die hessische Kommunalwahl eine Woche zuvor gezeigt, muss den anderen Parteien nicht unbedingt nützen.
An den Neuwahlen, mit denen die SPD droht, könnte also nur eine Partei interessiert sein: die CDU selbst. Ob es dazu kommt, das hat jetzt – nimmt man die Sozialdemokraten beim Wort – Landowsky in der Hand. Dabei stellt sich allerdings die Frage, was der gescheiterte Politbankier noch zum Image seines „soliden Ministerpräsidenten“ beizutragen hat. Nicht viel, glaubt Landowsky offenbar selbst: Namentlich erwähnte er in seiner Wahlanalyse nur Teufel und Beck, nicht aber Diepgen. Auch hier ist auf seinen Instinkt Verlass.
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