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Anschläge in Israel

Ein Baby und ein Selbstmordattentäter gestorben. Israelisches Militär schießt in Hebron. Arafat spricht vor arabischem Gipfel in Amman

aus Jerusalem SUSANNE KNAUL

Drei Terroranschläge haben innerhalb von 24 Stunden mindestens zwei Menschenleben gefordert: das eines zehn Monate alten Babys und das eines Selbstmordattentäters, der Dienstagnachmittag in einem Jerusalemer Linienbus einen Sprengsatz zündete. Insgesamt 13 Passanten trugen zum Teil schwere Verletzungen davon. Radikale Siedler in Hebron forderten am Dienstag, das unter palästinensischer Kontrolle stehende Viertel Abu Sneineh, von dem aus am Montag geschossen worden war, sollte erneut von den Israelis besetzt werden. Das kleine Mädchen war vor den Augen seiner Eltern von einem Scharfschützen erschossen worden.

Aus Regierungskreisen hieß es, die israelische Zurückhaltung werde „nur bis Ende der Woche“ andauern. Grund für das Abwarten ist zum einen der arabische Gipfel, der gestern in Amman begann, zum anderen der „Tag der Erde“, den die Araber Israels am kommenden Freitag begehen werden, um gegen die andauernde Landenteignung zu protestieren. Die israelischen Sicherheitskräfte rechnen mit Ausschreitungen.

In Hebron reagierte die israelische Armee zunächst mit Beschuss des benachbarten arabischen Viertels, wobei palästinensischen Berichten zufolge 16 Menschen verletzt wurden. Die Militärs forderten die Bewohner des Abu-Sneineh-Viertels gestern wiederholt dazu auf, ihre Wohnungen zu verlassen, was vermuten lässt, dass das Militär eine Bombardierung des Viertels plant. Das israelische Militär verhängte zudem eine Ausgangssperre über die noch unter ihrer Kontrolle stehende Zone Hebrons und sperrte den Rest der Stadt ab.

Der zweite Terroranschlag mit sieben leicht Verletzten ereignete sich gestern Früh in der Nähe eines Jerusalemer Einkaufszentrums. Ein mit Sprengstoff beladener Personenwagen explodierte, als ein Autobus an ihm vorbeifuhr. Gegen Mittag übernahm die palästinensische Widerstandsorganisation Islamischer Djihad die Verantwortung.

„Wir sind die Opfer von Gewalt und Terror“, erklärte unterdessen Palästinenserpräsident Jassir Arafat im Verlauf des arabischen Gipfels in Amman. Arafat machte allein Israel, das „einen Krieg gegen uns führt“, für die jüngste Eskalation verantwortlich. Die Palästinenser hingegen lehnten „Terror prinzipiell ab“. Arafat sprach sich für eine sofortige Wiederaufnahme der Friedensverhandlungen aus. Das Gipfeltreffen begann mit einem unangenehmen Zwischenfall, als eine Reihe israelischer Journalisten mit der Begründung, es gebe klare Hinweise auf Übergriffspläne gegen sie, zum sofortigen Verlassen des Landes aufgefordert wurden. Die Reporterin Smadar Peri von der Tageszeitung Jediot Achronot äußerte im israelischen Hörfunk die Vermutung, dass die Aufforderung Folge einer „veränderten Atmosphäre“ in Amman sei. Die Israelis seien bei der arabischen Liga „nicht willkommen“, meinte die Journalistin.

Eröffnet wurde der Gipfel von Ägyptens Präsident Husni Mubarak, der an die arabischen Staaten appellierte, die Palästinenser finanziell zu unterstützen. Auch Jordaniens König Abdallah, der die Anwesenden zu einer Schweigeminute für die Opfer der Intifada aufforderte, rief dazu auf, den Palästinensern dabei zu helfen, ihren „Staat mit der Hauptstadt Jerusalem“ zu erreichen.

In New York scheiterten unterdessen die Einigungsversuche über internationale Maßnahmen zum Schutz der palästinensischen Zivilbevölkerung. Die Palästinenser gingen von ihrer Forderung nach Entsendung von UN-Beobachtern ab. Zuvor hatten sich die USA gegen Beobachtertruppen ausgesprochen.

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