: Magische Konzerte
Happy Birthday: Ran Huber ist ein lokaler Konzertveranstalter, der mit „Am Start“ ein ganz spezielles Off-Profil entwickelt hat. Jetzt wird gefeiert, denn „Am Start“ wird zwei
Gleich neben dem Kaffee Burger in der Torstrasse befindet sich die Ladengalerie Möbel Horzon, in der man praktische Universalregale erstehen kann. Hinterzimmer gibt es hier auch, und in einem davon hat Ran Huber seine Büroraumnische eingerichtet.
Ran ist lokaler Konzertveranstalter. Vor zwei Jahren hat er begonnen, mit „Am Start“ ein ganz spezielles Off-Profil zu entwickeln und Konzerte als Liebhaber-Events zu organisieren, bei denen die besondere Note durch das Zusammenwürfeln großer und kleiner, Berliner und Münchner, live erfahrbarer und debüttierender Bands zustande kommt. Und irgendeiner macht dazu meist noch den DJ.
Ran Huber selbst entstammt dem seltsamen Weilheim-Independent-Geflecht um Labels wie Hausmusik und Kollaps. Er selbst ging mit Markus Acher von Notwist zur Schule und war sogar zwei Jahre lang Sänger dieser Band. Vor deren erster Platte stieg er jedoch aus und machte „eher so was in der Multimedia-Branche“.
Doch die Liebe zur Musik holte ihn schnell wieder ein, und so versuchte er sich wie inzwischen so viele in der aufstrebenden Pop-City Berlin darin, mit dieser Liebe etwas mehr Geld als nur die Miete zusammen zu bekommen. „Ich wurstel mich so durch“, meint er und macht dabei kein glückliches, aber auch kein unglückliches Gesicht.
Ran hat inzwischen sogar einen Praktikanten. Der bekommt kein Geld, weswegen Ran auch ein schlechtes Gewissen hat, doch darum kann es auch nicht gehen. „Wir lernen voneinander, auch durch Fehler, und ich glaube, so ein Praktikum bei mir ist gar nicht mal so schlecht.“ Ran Huber ist ein Freak, ein Independent-Enthusiast durch und durch. Auf die Mitteilung, die taz würde anlässlich seiner „Am Start“-Geburtstagsfeier ein kleines Porträt über ihn veröffentlichen wollen, ist er ängstlich darauf bedacht, dass auch ja über die Bands berichtet wird, die dort auftreten. Man merkt, dass er lieber über Contriva, Fred Is Dead, Locust Fudge und die ziemlich unbekannten King Midas dozieren würde, als von sich selbst zu erzählen. „Im Flyer ist ein Porträt über mich, und das ist mir echt peinlich. Eine einzige Lobeshymne. Dabei geht es doch vor allem um die Bands, die sollten im Vordergrund stehen.“ Na ja, das nächste Mal wieder.
Wie so viele in der Berliner Independent-Branche muss sich Ran Huber mit dem eigenen und dem fremden Wachsen in der Stadt auseinandersetzen. Die Maria am Ostbahnhof, in der Ran zu Beginn Dauergast mit seinen Veranstaltungen war, wird nach dem Umbau und der Vergrößerung des Konzertsaals verstärkt von großen Veranstaltern angefragt, und nur wenn Ran selber einen Publikumsmagneten wie vor kurzem Pan Sonic anzubieten hat, lohnt es sich für ihn, hier zu buchen. So ist er ständig auf der Suche nach neuen, noch unverbrauchten Locations. Als er vor kurzem Calvin Johnston nach Berlin holte, gastierte der im „Studio Mitte“, in dem sonst eher selten gerockt wird. „Und es war eines der magischsten Konzerte, das ich je erleben durfte“.
Ran kümmert sich ausschließlich um Bands, die er selbst mag. „Viele meinen, ich sei der absolute Musikkenner. Bin ich vielleicht auch. Aber bloß in einem ganz kleinen Sektor. Eigentlich koche ich doch immer wieder in der eigenen Suppe. Meine musikalischen Vorlieben reichen von Velvet Underground über die Stooges zu Joy Division und Jonathan Richmann.“ Selbst spielt er auch wieder in einer Band, die im gemeinsamen Musikgeschmack eine Basis gefunden hat, Schlagzeug bei den Sitcom Warriors. Die kennt zwar noch niemand. Doch dafür gibt es ja „Am Start“. ANDREAS HARTMANN
Zwei Jahre „Am Start“, 30. 3., Maria, ab 21.30 Uhr, mit Contriva, King Midas, Fred Is Dead, Locust Fudge
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