Würgegriffe in Walle

■ Bremer vorn bei „Demokratisch Handeln“

Fünf Bremer Schulen haben es geschafft. Sie sind mit ihren Projekten zu Demokratie und Zivilcourage Preisträger des Bundeswettbewerbs „Demokratisch Handeln“ geworden. Der von der Theodor Heuss-Stiftung ausgelobte Wettbewerb zeichnet insgesamt 54 Projekte aus.

Die Gesamtschule West zum Beispiel organisierte sich Sponsoren für eine Reise zu ihrer Partnerschule im Hochland von Tansania. Sie sammelten außerdem Geld für eine bessere Ausstattung der Partnerschule.

Mit „Menschenrechten in Zeiten der Bioethik“ trat das Gymnasium Horn erfolgreich eine Debatte im „Schülerforum“ der Bürgerschaft los. Bildungssenator Willi Lemke (SPD) und Bürgerschaft stimmten dem Antrag der Jugendlichen zu, dass über Fragen der vorgeburtlichen Diagnostik und der Euthanasie öffentlich gesprochen werden müsse. So wurden die Schüler zum Initiator einer Veranstaltungsreihe zur Bioethik, die demnächst an der Uni Bremen stattfindet, und deren Themen weitgehend von den Jugendlichen bestimmt werden. Das Thema liegt nahe, denn die Horn-SchülerInnen lernen gemeinsam mit geistig Behinderten in einer Klasse.

20 Prozent aller Bremer Schüler leben von Sozialhilfe. Aber nur jeder zweite von ihnen bekommt seine Schulfahrten vom Amt gefördert. Die Kids vom Schulzentrum Walliser Straße gingen der Sache mit aufwändigen Recherchen über Kinderarmut und Sozialsysteme nach und fanden schließlich heraus: Auch diejenigen, die nur knapp über dem Sozialhilfesatz liegen, sind förderwürdig. Nach einer Diskussion über: „Kinderarmut – Kinderkosten – Kindergeld“ mit Bürgermeister Scherf und CDU- und Grünenpolitiken schickte Bildungssenator Lemke ein Informationsschreiben an alle Schulen.

Eine Ausstellung über „Kinderzeichnungen aus Theresienstadt“ entstand in der Sankt-Johannisschule nach einer Klassenfahrt in das ehemalige KZ und zeigt vor allem die persönliche Auseinandersetzung mit dem Holocaust.

Am wohl ungewöhnlichsten und gleichzeitig besonders integrativ ist das „Konflikttraining von Kids mit Kops“ – ein Projekt am Schulzentrum Walle. Gewalterfahrene Jugendliche tauschten beim Theaterspielen mit Kontaktpolizisten die Rollen. Auch die Beamten konnten ihren Horizont erweitern, als sie von den Jugendlichen im Würgegriff abgeschleppt wurden.

Im Juni treffen sich alle Sieger in Aachen und – so der ideelle Preis – tauschen sich untereinander und mit Politikern aus. huf