piwik no script img

Schönheit ohne Quälerei

EU-Parlament plant Verbot von Tierversuchen bei Kosmetika. Kommission bremst

BRÜSSEL taz ■ Der Dauerstreit zwischen Tierschützern und Kosmetikherstellern geht in die nächste Runde. Die EU-Kommission hat eine neue Kosmetik-Richtlinie vorgeschlagen, die Tests an lebenden Tieren nicht mehr verbietet. Über den Entwurf stimmt das EU-Parlament heute ab. 20.000 Unterschriften will der Deutsche Tierschutzbund den Abgeordneten überreichen, um den Widerstand gegen die Richtlinie zu zeigen.

In Straßburg rennt er damit offene Türen ein, denn die ParlamentarierInnen wollen die Richtlinie verschärfen. Die zuständige Berichterstatterin, die sozialdemokratische Abgeordnete Dagmar Roth-Behrendt, will ein Test- und Vermarktungsverbot in drei Stufen: Ab sofort soll die bereits seit 1995 bestehende Kosmetik-Richtlinie umgesetzt werden: Danach sollen keine Cremes und Wässerchen geduldet werden, für die Tierversuche nötig sind, wenn es alternative Testmethoden gibt. Ab 31. Dezember 2004 sollen dann Tierversuche für kosmetische Zwecke in der EU ganz verboten werden. Fünf Jahre nach Verabschiedung der neuen Richtlinie sollen dann in die EU keinerlei an Tieren getestete Kosmetika mehr eingeführt werden. Die EU-Kommission glaubt, dass eine derartige Richtlinie vor der Welthandelsorganisation nicht bestehen würde.

Tatsächlich setzt sich bei der Kosmetik-Richtlinie eine Tendenz fort, die schon im neuen Umweltaktionsprogramm zum Ausdruck kommt: Statt Grenzwerte festzulegen, hofft Brüssel auf Selbstverpflichtungen der Industrie. Angesichts der politischen Kräfteverhältnisse scheint sich bei den Kommissaren Resignation breit zu machen. Viele Richtlinien liegen auf Eis, weil die Mitgliedsstaaten sich weigern, sie in nationale Gesetze zu übernehmen. Sollte sich das Parlament mit seinem Vorschlag gegenüber Rat und Kommission durchsetzen, gäbe es demnächst eine Richtlinie mehr, nach der sich keiner richtet.

DANIELA WEINGÄRTNER

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen