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Salamanca bremst Studi-Mobilität

In Deutschland sprießen überall Bachelor-Studiengänge und Tauschpunkt-Systeme. Aber die europäische Rektorenkonferenz in Salamanca lehnt die automatische Gültigkeit von Studienleistungen ab. Studis müssen auch künftig um Scheine kämpfen

von BARBARA SCHÄDER

Die Beweglichkeit der europäischen Studierenden hat am vergangenen Wochenende einen schweren Rückschlag erlitten. Im spanischen Salamanca haben sich Europas Unis geweigert, die Abschlüsse und Studienleistungen automatisch anzuerkennen, die Studierende bei Auslandsemestern erwerben. Die Vereinigung der Rektoren der europäischen Universitäten (CRE) hatte sich in Spanien getroffen, um den EU-Bildungsgipfel in Prag im Mai vorzubereiten.

Die Vertreter mehrerer Hundert Hochschulen lehnten es ab, jenes Punktesystem als einheitlichen Maßstab zu akzeptieren, das zur Mobilisierung der europäischen Studis erfunden wurde: Das European Credit Transfer System (ECTS). Selbst die gegenseitige Akeptanz der neuen Bachelor- und Masterabschlüsse, die in Deutschland gerade überall eingeführt werden, ist nicht mehr sichergestellt.

Das wird aus dem Abschlussbericht der Salamanca-Konferenz deutlich. Darin wird die Anwendung von ECTS zwar empfohlen – aber nur unter dem entscheidenden Vorbehalt, dass letztlich jede Hochschule selbst entscheidet, ob sie Punkte anderer Unis anerkennt. Mit anderen Worten heißt das: Die Vision, dass deutsche Studenten ihr Studium hierzulande beginnen und in Frankreich oder in Polen beenden, rückt in weite Ferne.

„Wenig amüsiert“ war denn auch Stefan Bienefeld, Vertreter des europäischen Studentenverbands ESIB, als er diese Einschränkungen entdeckte. Denn was nützt Studenten ein umständliches Punkte-Umrechnungs-System, wenn eine renommierte Uni anschließend die an einer kleinen Fachhochschule erworbenen Punkte überhaupt gar nicht übernimmt?

Christian Tauch von der Hochschulrektorenkonferenz (HRK) gibt sich hingegen abgeklärt: „Das war immer so und wird sich auch nicht ändern, nur weil ECTS daneben steht.“ Schließlich ändere die Mobilitätswährung ECTS nichts daran, „dass es sehr gute und sehr mäßige Unis in Europa gibt“. Ein Student der RWTH Aachen werde im Ausland sicher gerne genommen – andersherum werde die exzellente Technische Hochschule in Aachen aber nicht jede Leistung anerkennen, die an einem kleinen Technical College erbracht wurde.

Dasselbe Problem entsteht offenbar auch bei der Anerkennung von Abschlüssen wie dem Bachelor. Das bereitet auch bei der HRK Bauchschmerzen: „Ein Bachelor sollte schon überall anerkannt werden – sonst wüsste ich nicht, wozu der ganze europäische Hochschulraum dient.“ In der Frage bestünde auf den ersten Blick zwar weitgehend Einigkeit zwischen den Hochschulen. Trotzdem ist Tauch nicht sicher, „dass Oxford und Cambridge jemals den Bachelor einer deutschen FH anerkennen“.

Die meisten Hochschulen seien jedoch an der Aufnahme ausländischer Studenten prinzipiell interessiert, meint Tauch. Als Beweis führt er das Interesse an der Rektorenkonferenz in Salamanca an: Statt der erwarteten 250 kamen 550 Teilnehmer. Wesentlich sei, kooperationswilligen Unis ein handliches Verfahren zur Anerkennung von Scheinen anzubieten.

Dazu beschlossen die Rektoren, den Bachelor nach dem Erreichen von 180 Punkten nach drei Studienjahren oder von 240 Punkten nach vier Jahren zu vergeben. Dadurch wird es möglich, mit den Punkten für eine deutsche Hausarbeit und ein Referat an eine andere europäische Uni weiterzuziehen – im Prinzip jedenfalls.

Aus Sicht einiger Rektoren ist die breite Spanne an Leistungen, die sich hinter ein und derselben Punktzahl verbirgt, aber gerade das Problem. Daher die Vorbehalte gegen das ECT-System. Einen möglichen Ausweg sieht Christian Tauch von der HRK in einem EU-Projekt, das Mindestanforderungen für Bachelor und Master definiert – zunächst für fünf Pilotfächer. Wenn nach und nach alle Studiengänge an diese Anforderungen angepasst würden, könnte die Anerkennung leichter werden. Das ist allerdings noch Zukunftsmusik.

In Salamanca wurde zunächst beschlossen, eine Art europäisches Beratungsgremium zu schaffen, das sich europaweit über die Anerkennungspraxis und die Akkreditierung neuer Studiengänge verständigt. In Deutschland müssen zum Beispiel alle neuen Bachelor- und Masterstudiengänge akkreditiert werden. Das ferne Ziel ist dann, dass die Akkreditierung eines Bachelors im Heimatland automatisch auch die Anerkennung der anderen Länder bedeutet. Genau diesen Automatismus aber haben die Rektoren in Salamanca abgelehnt.

Hintergrund ist das, was landläufig als Eitelkeit einzelner Hochschulen bezeichnet wird, in Wahrheit aber auf handfesten Interessen beruht. Nach dem Willen der Rektoren soll unter Europas Unis eben nicht nur reibungslose Kooperation, sondern auch Konkurrenz herrschen.

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