: Kalter Kaffee aus der Dose
■ Glänzende Umsätze, kein fairer Handel: Melitta-Jahresbericht ist da
Es sind natürlich wieder die Verbraucherinnen, die sich bei den neuen Marketingstrategien der Melitta Kaffee GmbH zukünftig auf einiges gefasst machen müssen: Um weiterhin auf Jahrespressekonferenzen glänzende und „äußerst zufriedenstellende“ Umsatzzahlen präsentieren zu können, will die neue Nummer 2 der deutschen Kaffee-Top-Ten ihren Werbeetat von 41,3 Millionen Mark noch weiter ausbauen.
Ab sofort werden, und nun – aufgepasst die Damen – smarte Gondoliere ins Rennen geschickt, die mit ihrem unwiderstehlichen italienischen Charme Cappuccino an die Frau bringen wollen. Die Studie eines unabhängigen Marktforschungsinstituts habe herausgefunden, dass 62 Prozent der Befragten schon beim Anblick des umwerfenden Packungsdesigns das Produkt „ganz bestimmt kaufen“ würden.
Frauen bilden naturgemäß die Hauptzielgruppe des Unternehmens, das seinen Umsatz um 3,1 Prozent auf 638 Millionen Mark steigerte. Um sich weiterhin auf dem hart umkämpften Kaffeemarkt behaupten zu können, setzt Melitta angesichts rückläufiger Absatzzahlen beim klassischen Röstkaffee auf die neuen Trendprodukte wie löslicher Cappuccino und demnächst auch „Kaffee in Dosen“.
Das spreche die jungdynamische Kundschaft an, die sich – da sind sich die Marketingstrategen sicher – an der Tanke um die Ecke gerne mal kalten Kaffee aus der Dose reinziehen wollen.
Nur „Sympathie“ bringt der erfolgreiche Konzern für die ethischen Aspekte des Kaffeekonsums auf: das Prädikat „fairer Handel“ liegt noch in weiter Ferne.
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