: Wahlkampf und Parties 1999: Aufregung um einen Titel
■ Wahlkampfmanager war er nicht, so der CDU-Fraktionschef und droht den Grünen mit rechtlichen Schritten
Jens Eckhoff ist sauer. Der CDU-Fraktionsvorsitzende verlangte gestern von dem Grünen Matthias Güldner eine „öffentliche Richtigstellung“. Güldner hatte ihn einen Tag zuvor beim Radio-Bremen-Regionalmagazin „Buten un' Binnen“ als „Wahlkampfmanager“ der CDU im Wahlkampf von 1999 bezeichnet. Die Grünen hatten den Senat gefragt, wieviel im Wahlkampf denn an Geld für Einweihungen, Richtfeste und Spatenstiche ausgegeben worden war, und hatten vorgestern die Antwort bekommen (die taz berichtete): Allein für das Fest auf dem Bahnhofsvorplatz im Mai 1999 zwei Wochen vor der Wahl waren knapp 150.000 Mark draufgegangen. Damit und mit dem 77.000 Mark teuren Spatenstich am Hemelinger Tunnel waren die Kosten für öffentliches Gefeier in den Wochen vor der Wahl massiv nach oben geschnellt. Zufall? „Wahlkampf auf Steuerzahler-Kosten“, erzürnte sich Matthias Güldner via TV, und eben dafür sei Eckhoff als „Wahlkampfmanager“ mit verantwortlich.
Eckhoff hat gestern dem Grünen geschrieben. „Letzte Strohhalme“ einer offenbar einfallslosen Opposition sei die Grünen-Aktion, beginnt Eckhoff seinen 14–Zeiler, und der Rest des Briefes geht dann einzig und allein um die Bezeichnung Eckhoffs als „Wahlkampfmanager“, die der so Genannte eine „Denunziation“ nennt. Weder sei er Wahlkampfmanager gewesen – das war Helmut Pflugradt. Noch war er für die Bahnhofsparty verantwortlich. Bis heute, so Eckhoff , erwarte er die „öffentliche Richtigstellung“ und werde sich „ansonsten rechtliche Schritte vorbehalten.“ Mit freundlichen Grüßen.
Matthias Güldner hat gestern geantwortet. Die CDU-Aufregung „verstehe ich gut“, hämt Güldner, „selbst nach zwei Jahren ist es immer noch peinlich, ertappt zu werden.“ Dann räumt er ein, Eckhoff sei „nicht der Wahlkampfmanager und nicht der Verantwortliche für die Einweihung des Bahnhofsvorplatzes“ gewesen. Es folgt die charmante Entschuldigung: Angesichts des CDU-Erfolges wäre es unfreundlich gewesen, „so zu tun, als ob nicht auch Dein kluger Kopf hinter Euren Bemühungen gesteckt hätte.“
Ende gut, alles gut? „Nicht so dramatisch“ solle man die Sache sehen, so Eckhoff gestern zur taz, irgendwann sei das Ganze „abgehakt“. Bleibt die Frage, warum Eckhoff sich so aufgeregt hat. Wahlkampfmanager oder nicht – was ändert das an den grünen Vorwürfen? Ließe er die Bezeichnung stehen, bliebe was hängen. „Das hört sich nach Mauschelei an“, so Eckhoff genervt, „irgendwann wird man allergisch.“ sgi
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen