Kommentar: Halber Himmel
■ Warum die Humanisierung des Schulterblattes an ein Wunder grenzt
Es geschehen noch Zeichen und Wunder in dieser Stadt, halbe zumindest. Selten zwar und wenn, dann spät. Aber wer wollte denn undankbar sein über die Hälfte des Himmels. Die Humanisierung des Schulterblattes ist auch in der jetzt akzeptierten Form, da gibt es nichts zu deuteln, ein Fortschritt für das gesamte Quartier.
Und sie könnte, so auch andernorts der Wille vorhanden ist, zu einem Vorbild für städtebauliche Reformen werden, die sich an den Bedürfnissen von AnwohnerInnen orientiert. Die Streichung eines Drittels der jetzigen Autoabstellplätze war dafür der entscheidende Schritt.
Und der gelang, weil auch Politik und Handel, die so häufig in ideologischer Verbissenheit automobile Freizügigkeit zur Vo-raussetzung für die Selbstverwirklichung des homo konsumensis erklären, zum Umdenken zu bewegen waren. Wobei allerdings die Interessen der allgegenwärtigen Gastronomen an Einnahmequellen unter freiem Himmel kräftig nachhalfen.
Das Ergebnis aber, und das allein zählt bekanntlich, eröffnet der bislang eher unwirtlichen Meile aus Stein und Blech die Chance auf eine bessere Zukunft für alle Beteiligten.
Der konsequente Umbau zur Tempo-30-Zone allerdings, der den Fortschritt vollkommen gemacht hätte, war bei der Baubehörde nicht zu erreichen. Die beharrt darauf, Schulterblatt und die anschließende Eimsbüttler Chaussee als Durchgangspisten zwischen Ring 2 und Neuer Pferdemarkt zu erhalten.
Was noch fehlt zum reinen Glück, ist des Himmels zweite Hälfte. Sven-Michael Veit
Bericht Seite 22
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