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Putzfrauen raus – Private rein

■ Von wegen Spaßkasse: 150 RaumpflegerInnen wurde gestern eröffnet, dass ihre Zukunft bei der Bremer Sparkasse endlich ist – und zwar ziemlich bald. Stattdessen putzen bald Externe

„Stocksteif“ waren die einen. Andere haben gelacht, geplappert. Und manche haben geweint. Das erzählt Peter Buß, Betriebsratsvorsitzender der Bremer Sparkasse, von einer Versammlung in der Sparkasse am gestrigen Morgen. Da eröffnete ein Vorstandsmitglied den rund 150 RaumpflegerInnen, dass der Reinigungsbereich ausgegliedert werden solle, sprich: die Frauen demnächst ohne Arbeit sein werden. Zumindest ohne Arbeit bei der Sparkasse.

Damit liege man im Trend, erklärte Sparkassen-Sprecherin Elke Heussler gestern gegenüber der taz, andere große Häuser hätten längst Privatfirmen mit der Gebäudereinigung beauftragt. Und: „Es ist leider so, dass die Sparkasse Bremen sich in einem Wettbewerbsumfeld befindet.“ Also abspecken muss, um mithalten zu können. Dabei trifft es wieder mal die, die ohnehin die Arschkarte haben: Unter den etwa 150 Frauen, die durchschnittlich zwei bis drei Stunden täglich bei der Bank putzen, sind viele Alleinerziehende und ältere Frauen. Die brauchen das – wenige – Geld oder kriegen eh' keinen neuen Job mehr.

Mit der gestrigen Verkündung setzt die Sparkasse einen Schlusspunkt unter eine Entwicklung, die schon Jahre zuvor begonnen hatte: Seit 1996 wurden frei werdende Stellen im Reinigungsbereich nicht wieder besetzt, wurde so das Personal von über 300 Kräften auf inzwischen die Hälfte geschrumpft. Das, was dann die hauseigenen Putzfrauen nicht mehr erledigen konnten, haben bereits Privatfirmen übernommen. Immerhin habe man darauf geachtet, dass es Firmen seien, die ihre Mitarbeiterinnen versicherungspflichtig beschäftigen. „Wenigstens das macht die Sparkasse halbwegs anständig“, sagt Betriebsratsvorsitzender Buß, und es klingt bitter.

Denn die gewählte Vertretung der MitarbeiterInnen hat der Entwicklung wenig entgegen zu setzen: „Es ist das originäre Recht des Arbeitgebers zu kündigen“, sagt Buß, und: „Man muss davon ausgehen, dass es passiert.“ Davor steht noch das Aushandeln eines Sozialplans, der den Frauen den Übergang ins Was-auch-immer leichter machen soll. Aber keine Partei – weder Betriebsrat noch Pressesprecherin – möchte sich auf eine Zeit festlegen. Mit der gestrigen Verkündung sei keinerlei Frist verbunden, so Sprecherin Heussler – es kann also noch Monate dauern, bis den Raumpflegerinnen tatsächlich gekündigt wird. Und dazwischen wird der Sozialplan erarbeitet.

„Wir können nur hoffen, dass wir beim Vorstand genügend Betroffenheit erzielen, damit es nachher beim Sozialplan keine Erbsenzählerei gibt“, sagt Buß. Schließlich sei gestern „mit einem Schlag der gesamte Lebensplan der Damen perdu gegangen“. Betroffen ist die Vorstandsriege wohl schon: „Sehr schwer gefallen“ sei dort der Beschluss, referiert Heussler.

Wieviel genau die Sparkasse nun sparen wird, gibt sie nicht preis, nur so viel: Weniger als die Hälfte werde die Reinigung künftig kosten. „Es hilft nix“, sagt Elke Heussler, „wir müssen Gewinn machen, damit wir uns unser soziales Engagement leisten können.“ Damit die Sparkasse auch in Zukunft Pferde und Schafe auf dem Jürgenshof leben lassen kann, damit es auch künftig eine Million Mark für einen Ideenwettbewerb – darunter so Originelles wie Aschenbecher an Bushaltestellen – geben kann oder damit sich die Sparkasse weiterhin bei Tanz Bremen engagieren kann.

Rund 2.500 MitarbeiterInnen hat das Geldinstitut. Auf „sehr große Nachdenklichkeit“ hofft Buß hier: „Seit heute kann keiner mehr sagen, mich kann es nicht treffen.“

Abgesehen von dem Schicksal der Frauen macht der Betriebsratsvorsitzende sich auch Sorgen um die künftige Qualität der Reinigung. Die hauseigenen Angestellten garantierten Sauberkeit Marke „Frühlingsputz“. Aber „huschhusch ist eben billiger“. sgi

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