Invasion der Ochsenfrösche

Ein gefräßiger Eindringling macht sich im Südwesten Frankreichs über Lurche und Küken her – Tierschützer warnen vor der Zerstörung der Fauna durch Ochsenfrösche. Sie fordern Maßnahmen gegen die weitere Ausbreitung der Plage

Wer in diesen Tagen in der französischen Küstenregion Gironde unterwegs ist, wird von Geräuschen aufgeschreckt, die Biologen als „tiefe, grunzende Einzelrufe“ beschreiben. Es ist das Quaken des amerikanischen Ochsenfrosches, Rana catesbeiana, dessen Paarungszeit gerade beginnt. Und dass er sich ausgerechnet in den Teichen und Sümpfen in der Region um Dordogne und Garonne breit macht, ruft die Tierschützer auf den Plan. Denn der riesige Ochsenfrosch ist ein gefräßiger Eindringling aus den Vereinigten Staaten, der dort eigentlich nichts zu suchen hat.

Der ein Kilo schwere Koloss, der bis zu drei Meter weit springen kann, frisst alles, was ihm in die Quere kommt – kleinere Lurche, Entenküken und selbst den seltenen Eisvogel. „Er hat sich beängstigend vermehrt“, sagt der Tierschützer Christophe Coïk. „Wenn wir nichts tun, dann wird er in den nächsten Jahrzehnten ganz Frankreich erobern.“ Coïk, der für die in Bordeaux ansässige Organisation Cistude-Nature arbeitet, schätzt allein an der Atlantikküste bei Bordeaux die Zahl der Männchen derzeit auf rund 5.000 Exemplare.

Da die Ochsenfrösche bei einem einzigen Laichgang bis zu 25.000 Eier produzieren, vermehren sie sich mit wahnwitziger Geschwindigkeit. „Wo er sich breit macht“, so Coïk, „bleibt für die anderen nicht mehr viel Platz. Zahlreiche in der Region heimische Amphibien sind verschwunden.“ Die Organisation Cistude-Nature drängt die Behörden zu einer gründlichen Aufräumaktion: systematisches Einsammeln des Laichs und der Kaulquappen, Töten der erwachsenen Tiere.

Den Sprung über den „Großen Teich“ schaffte der extrem anpassungsfähige Ochsenfrosch bereits im 19. Jahrhundert, als er zunächst im Süden Großbritanniens gesichtet wurde. Ab 1930 wurde er wegen seiner üppigen Schenkel systematisch in Italien in der Poebene angesiedelt – mit verheerenden Wirkungen für die heimische Amphibienwelt.

Nach Frankreich gelangte er dann 1968. Verantwortlich dafür war der nichts ahnende Hobby-gärtner Armand Lotti, der einige Exemplare aus den USA mit nach Hause nahm und in seinen Gartenteich im Dorf Arveyres nahe Libourne setzte. Auch in deutschen Gartenteichen taucht der Rana catesbeiana bisweilen auf, zumal seine Kaulquappen lange Zeit in Tierhandlungen verkauft und von ahnungslosen Hobby-gärtnern ausgesetzt wurden.OLIVER JUNKER, AFP