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Forever sweet

Große Hafenrundfahrt: Das Hamburger Label Ladomat feiert mit einer Compilation sein 100-Platten-Jubiläum

Ladomat 2000, das klingt wie der Name für einen Geschirrspüler oder eine Waschmaschine. Tatsächlich dachte Charlotte Goltermann an „ein schönes Haushaltsgerät“, als sie 1994 das elektronische Unterlabel von L’Age D’Or, kurz: Lado, „mit jeder Menge Weißwein bei einem Portugiesen am Hamburger Hafen“ zusammen mit Lado-Kopf Carol von Rautenkranz aus der Taufe hob. Die Zahl 2000 sollte dabei Goltermanns Hoffnung Ausdruck verleihen, „nicht vor 2000 Pleite zu gehen“.

Davon kann nun wirklich nicht mehr die Rede sein. In den inzwischen sieben Jahren seines Bestehens hat sich das Ladomat-Label mit 99 Platten zu einer der profiliertesten Adressen für deutsche House- und Elektropop-Experimente gemausert. Bekannt wurde man durch Remix-Arbeiten für die ehemals Münchner, jetzt Berliner Band Milch, später nahm Ladomat das Musikprojekt Whirlpool Productions der Kölner Spex-Schreiber Eric D. Clark, Justus Köhnke und Hans Nieswandt unter Vertrag, dann Sensorama, Egoexpress, Forever Sweet, Grungerman, Bungalow, ARJ Snoek, Sand 11 und und und. So darf sich das Label L’Age D’Or, das einst die „Hamburger Schule“ des deutschsprachigen Indie-Pop mit begründete, nun freuen, unter seinem Dach eine Art „Neue Hamburger Schule“ eingerichtet zu haben, für Independent-Tanzmusik mit Schnittstellen zu House, Pop und Elektro-Rock.

Das will nun ordentlich gefeiert werden, und zwar mit der hundertsten Platte, die dann auch folgerichtig „Ladomat 100“ betitelt ist. „Mum“ und „Dad“ heißen die beiden CDs, für die Ladomats Kinder nagelneue Tracks eingespielt haben. Da ist zum Beispiel die an die 80er-Jahre angelehnte Syntheziser-Fraktion, mal mit Vocoder bei Grom, mal mit süßlich-melodiösen Mädchengesang wie bei den Ladomat-Neulingen Commercial Breakup, oder ein Alle-Knöpfe-Ausprobier-Keyboard-Experiment von Tocotronic Arne Zank.

99 sehr unterschiedliche Platten sind bislang entstanden. Die hundertste zeigt aber, dass die Gegensätze so groß gar nicht sind: Elektro kann Pop sein, und House ist immer auch ein bisschen Rockmusik. Das ist Ladomat: ein großer Hafen. Und „Ladomat 100“ ist die große Hafenrundfahrt. KATHRIN HARTMANN

Ladomat 100 (Lado/Zomba); Club-Tour mit u. a. Egoexpress, Console, Commercial Breakup im Mai

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