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Hoch motiviert, furios gescheitert

Die Zeit der Start-up-Euphorie ist vorbei. Wer sich heute selbstständig macht, sollte sich gut beraten lassen. Oft wird bei Firmengründungen jedoch der kaufmännische Bereich vernachlässigt und werden viele Fördermöglichkeiten verpasst

von VOLKER ENGELS

Schlechte Zeiten für junge Unternehmensgründer: Reihenweise fegt der Markt Start-ups aus dem Hochtechnologiebereich vom Börsenparkett. Fast täglich erreichen die genervten Anleger neue Hiobsbotschaften über Pleiten, Pech und Pannen. Wer da noch den Mut aufbringt, den Sprung in die Firmengründung zu wagen, ist entweder verrückt – oder gut beraten. Gerade in der Gründungsphase gibt es viel, was Jungunternehmer falsch machen können. Eine gute Idee reicht schon lange nicht mehr aus, um vor dem 30. Lebensjahr die erste Millionen zu verdienen.

Die künstliche Trennung zwischen „Old“ und „New“ Economy, die gerade in den letzten Jahren von vielen als ökonomische Zeitenwende beschworen wurde, macht für den Berliner Geschäftsführer der Entwicklungsfirma „pro.in!“, Dietrich von Mirbach, wenig Sinn: „Neben guten Fachleuten, die neue Produkte entwickeln, braucht man immer auch einen guten Kaufmann im Team.“ Viele junge Unternehmen würden dem kaufmännischen Bereich zu wenig Bedeutung beimessen und dadurch viel zu spät bemerken, „dass sie in eine wirtschaftliche Schieflage geraten sind“, meint der Organisationsentwickler, der Firmen und Institutionen in Phasen der Veränderung berät.

Auch die blauäugige Vorstellung, eine gute Idee allein reiche aus, um am Markt erfolgreich zu sein, sei weit verbreitet. Firmengründern rät der 39-jährige Geschäftsführer, „den Markt sorgfältig zu analysieren und dabei den direkten Kontakt zum Kunden zu suchen“. Jenseits jeder Begeisterung für das eigene Produkt sei es wichtig, zu erkunden, „ob der Markt überhaupt tragfähig ist und sich eine Firma aus dem Markt finanzieren kann“. Besonders dann, wenn am Anfang einer Firmengeschichte ein großer Kunde allein das Geld in die Kassen spült.

Aber auch das Wachstum einer Firma ist mit Problemen verbunden. Während in der Startphase das Gründungsteam oft aus nur wenigen Leuten besteht, wird später zunehmend externer Sachverstand eingekauft, dem der „Geist und die Philosophie des Hauses fehlt“, meint von Mirbach. Gerade informelle Kommunikationsstrukturen in Gesprächskreisen oder Qualitätszirkeln gewännen dann an Bedeutung, weil Informationen, die das Produkt und den Markt betreffen „einfach viel schneller weitergegeben werden“.

Der betriebswirtschaftlichen Kalkulation im Vorfeld einer Unternehmensgründung misst auch der Existenzgründungsberater der Duisburger Industrie- und Handelskammer (IHK), Holger Schnapka, „elementare Bedeutung“ für den späteren Erfolg bei. Aus dem Fehlen betriebswirtschaftlicher Planung erkläre sich das furiose Scheitern zahlreicher Start-ups. „Viele Gründer sind in der Startphase dermaßen motiviert“, weiß der 40-Jährige aus zahlreichen Beratungsgesprächen, „dass sie viele Chancen verpassen“. So gebe es zahlreiche Fördermittel, die Gründer in Anspruch nehmen könnten – sofern sie sich denn rechtzeitig informierten. Die Länder, der Bund aber auch Arbeits- oder Sozialämter würden im Einzelfall Geld zur Verfügung stellen.

In Duisburg führt die IHK wöchentlich kostenlose Gründerseminare durch, bei denen sich Interessierte über Unternehmenskonzepte informieren und ihre „Marktnische“ herausarbeiten können. Um langfristig Erfolg zu haben, lernen Jungunternehmer etwa, auf welchem Weg sie mögliche Konkurrenten ausfindig machen können oder ob die geplanten Investitionen für Computer und Software in einem gesunden Verhältnis zu den erwarteten Einnahmen stehen. Die Beratung findet in Seminaren, Informationsveranstaltungen und Einzelgesprächen statt.

Außerdem erklärt Schnapka mit seinen Kollegen den hoffnungsvollen Jungunternehmern, wie wichtig Liquiditätspläne sind: „Es reicht nicht aus, wenn ein Unternehmen ausschließlich den Gewinn im Blick hat.“ Vielmehr müssten ausreichende Barreserven zur Verfügung stehen, um anfallende Rechnungen begleichen zu können. Ansonsten sei die Gefahr sehr groß, „beim Konkursrichter zu landen“. Diesen Gang nach Canossa wollen viele Gründer offenbar vermeiden: Allein im vergangenen Jahr haben in Duisburg mehr als 1.000 Start-ups an einer IHK-Beratung teilgenommen.

Pro.in! ist zu erreichen unter (0 30) 39 90 20 65 oder per E-Mail unter pro.in@t-online.de. Bei der Existenzgründungsberatung der IHK in Duisburg können unter der Telefonnummer (02 03) 2 82 12 09 Beratungstermine vereinbart werden. Über www.ihk.de kann das bundesweite Angebot der IHK abgerufen werden.

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