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Erst die Promis, dann die Neuen

Grüne Liste für Bürgerschaftswahl mischt Alt und Neu. Selbst Realos fielen überraschend durch. Krista Sager bleibt an der Spitze  ■ Von Peter Ahrens

Die Spitzenkandidatin ist am Ende doch noch zufrieden: „Die Wahlen haben gezeigt, dass wir keine Partei mehr sind, die sich nach Flügeln definiert“, sagt Krista Sager. Tatsächlich brachte die Lis-tenaufstellung der GAL zur Bürgerschaftswahl am Freitag und Sonnabend mehrere Leute auf aussichtsreiche Ränge, die sich nur schwer als Restlinke oder Realos einordnen lassen (siehe Liste).

Die Linken in der Partei hatten bereits am Freitagabend ihr Mütchen gekühlt, als ausgerechnet Oberrealo Jo Müller die Enttäuschung von Teilen der Partei über fehlende GAL-Erfolge innerhalb der rot-grünen Koalition formulierte und dafür als Gegenkandidat Sagers ein Drittel der Stimmen erhielt. Nachdem die Unzufriedenen dem Kurs der GALischen Frontfrau so eine deutliche Quittung ausgestellt hatten, blieben Kraftproben bei den nachfolgenden Wahlen aus.

Die Fraktion, die nach dem Wahltag des 24. September in die Bürgerschaft einziehen wird, ist eine Mischung aus altgedienten Abgeordneten und neuen Leuten, die bislang eher hinter den Parteikulissen wirkten. Wobei die ersten Plätze der Liste den Prominenten vorbehalten sind, die bereits jetzt das Sagen haben: Die drei SenatorInnen Sager, Alexander Porschke und Willfried Maier sowie die Mitglieder des Fraktionsvorstandes Antje Möller, Christa Goetsch und Anja Hajduk. Auch Manfred Mahr als Innenpolitiker und Farid Müller als Vertreter der Schwulen-Lobby setzten sich deutlich durch.

Über einen wohl sicheren Platz in der Bürgerschaft können sich auch Verena Lappe, Christian Maaß, Jörg Lühmann und Jens Kerstan freuen – allesamt NewcomerInnen, welche die sachpolitischen Lücken ausscheidender Fraktionsmitglieder stopfen sollen. Ihnen gelang es, sich gegen GAlierInnen durchzusetzen, die zuvor höher eingeschätzt worden waren.

Die Junggrüne Heike Opitz fiel auf Listenplatz neun gegen Lappe überraschend durch und muss sich nun mit Rang 15 zufrieden geben. Drogenpolitiker Peter Zamory wurde von Rang zehn auf Platz 16 durchgereicht. Die Landesvorständler und Realo-ExponentInnen Hayo Hayunga und Gudrun Zimdahl waren gar chancenlos.

Hingegen landete die jugendpolitische Sprecherin der Fraktion, Sabine Steffen, auf Rang 13, der aber wohl auch noch locker zum Einzug ins Parlament reicht. Steffen, neben Umweltsenator Alexander Porschke und Fraktionschefin Antje Möller verbliebene Linke in der Fraktion, profitierte davon, dass auch Realos wie der scheidende Fraktions-Vize Martin Schmidt ihre fachpolitische Kompetenz als „unverzichtbar“ bezeichnet hatten.

In der neuen Fraktion werden zwei Leute fehlen, die gerne wieder dabei gewesen wären. Dass die linke Arbeitsmarktpolitikerin Heide Simon keine Chance mehr haben würde, war zu erwarten gewesen. Dass aber auch der hochschul- und sportpolitische Sprecher der Fraktion Hans-Peter de Lorent zweimal mit durchfallen würde, war eine Überraschung. Nachdem er gegen Mahr eine klare Niederlage auf Lis-tenplatz sechs eingefahren hatte, verlor de Lorent auch das Rennen um Rang 14 gegen den Umwelt- und Energiepolitiker Jens Kerstan aus Bergedorf. Die weiteren Plätze werden in zwei Wochen besetzt.

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