Papst holt Titel

Die katholische Hälfte Glasgows feiert mit Celtic den Gewinn der schottischen Fußball-Meisterschaft

DUBLIN taz ■ In Glasgow wird gefeiert – seit Samstag und jedenfalls in der katholischen Hälfte. Mit einem 1:0 über den Tabellenletzten St. Mirren sicherte sich Celtic Glasgow vorzeitig und zum 37. Mal die schottische Meisterschaft, Lokalrivale Rangers liegt abgeschlagen 21 Punkte zurück. Und nur das zählt, ein zweiter Platz gilt bei beiden Vereinen, die die Meisterschaft seit jeher unter sich ausspielen, als Versagen.

Die Rivalität hat historische Wurzeln, Rangers ist traditionell der Verein der Protestanten und des Establishments, Celtic wurde 1888 von einem irischen Mönch gegründet, der mit den Eintrittsgeldern die Armenspeisungen finanzieren wollte. So ist die Fangemeinde nicht nur in Glasgow gespalten, sondern auch in Irland, vor allem in Nordirland, wo die politische Bedeutung des Lokalderbys noch eine ganz andere Dimension hat. Am Samstagabend kam es denn auch in Nordirlands protestantischer Hochburg Ballymena zu einer Massenschlägerei, weil Celtic-Fans in einer Kneipe die irische Trikolore enthüllt hatten.

Selten verlief die Meisterschaft so einseitig wie in dieser Saison, Celtic gewann 28 von 33 Spielen, besiegte die Rangers im vorigen August im Parkhead-Stadion mit 6:2 und gewann auch noch den Ligapokal. Wenn das Team nun auch noch, wie erwartet, den schottischen Pokal holt, ist der erste Dreifachtriumph seit 32 Jahren unter Dach und Fach. Die Fans schreiben die Wiederauferstehung des Celtic-Teams dem Trainer Martin O’Neill zu. Der 49-Jährige aus dem nordirischen Derry hat die Mannschaft erst im vergangenen Sommer übernommen. Sein Nahziel war es, nicht ganz so kläglich gegen die Rangers unterzugehen, wie es in der vorangegangenen Saison geschehen war. Dass es gleich die Meisterschaft wurde, hat ihm einen Ehrenplatz im Herzen der Fans gesichert. Als Ersatzspieler Tommy Johnson am Samstag endlich das erlösende Tor schoss, hielten sie auf der Tribüne 13 rosa Karten mit Martin O’Neills Namen hoch – einer hatte gar einen Apostroph mitgebracht. Garant für die Meisterschaft war zudem der schwedische Stürmer Henrik Larsson, der bisher 47 Tore schoss.

O’Neill darf nun bis zu 20 Millionen Pfund für neue Spieler ausgeben, denn Celtic soll für die europäische Champions League aufgerüstet werden. Schließlich war Celtic das erste Team von der britischen Insel, das den europäischen Meisterpokal gewann. Das liegt allerdings 34 Jahre zurück, und ein europäisches Spitzenteam ist Celtic schon lange nicht mehr. Aber O’Neill hat hoch gesteckte Ziele: „Ich werde mein Bestes geben“, sagte er am Wochenende, „und wenn das nicht reicht, dann bringe ich mich um.“ RALF SOTSCHECK